23 August 2024
5 Minuten
Von der Subkultur zum UNESCO-Kulturerbe: Der Sound von Berlin, ob Techhouse der 90er oder Hard Techno der Gegenwart, spiegelt Offenheit und Toleranz der Berliner Technoszene wider.
23 August 2024
5 Minuten
Samstag, 1. Juli 1989. Rund 150 Leute versammeln sich unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ zu einer politischen Demonstration auf dem Kurfürstendamm. Wie ein karnevalistisch anmutender Umzug, lautstark untermalt von Acid-House-Musik, ziehen sie friedlich über den Berliner Prachtboulevard und tanzen sich dabei die Seele aus dem Leib.
Und dann, gerade einmal vier Monate später, fiel die Mauer.
Bis dahin konnte sich Frankfurt als „Deutsche Techno-Hauptstadt“ rühmen – DJ Sven Väth und seinem Omen-Club sei Dank. Doch jetzt war plötzlich Berlin am Drücker. Quasi über Nacht fanden junge Künstler und Partymacher in den ehemalig Ostberliner Stadtteilen Mitte, Friedrichshain und Prenzlauer Berg fast unbegrenzt leerstehende Räume vor, die nur darauf warteten, kreativ genutzt zu werden. Die Eröffnung einer Bar oder eines Clubs war so einfach wie das Aufstellen eines Soundsystems und der Verkauf von Getränken. Schlagartig verwandelten sich leerstehende Wohnblocks, Fabriken, Kraftwerke oder Bunker in pulsierende Nachtclubs.
„Alles lag offen, du musstest einfach nur reinlaufen, Anlage reinstellen und eine Party machen“ Mira, DJ im Kater Blau, über die Technoszene der 90er-Jahre
Die unerbittlichen elektronischen 4/4-Beats des Techno, die aus dem ebenfalls verfallenden Detroit importiert wurden, lieferten den perfekten Soundtrack für nächtliche Raves, bei denen die Wiedervereinigung von Ost und West und die neue, unregulierte Freiheit in dieser postindustriellen Stadtlandschaft gefeiert wurden. Eine neue Generation junger DJs entstand – es waren auch die Lehrjahre heutiger Szenegrößen wie Ben Klock oder Marcel Dentmann. Dazu gesellten sich internationale Größen, darunter Jeff Mills und Blake Baxter, die von der boomenden Berliner Szene angezogen wurden, in der alles erlaubt war.
Der Rest ist Geschichte: Die einst belächelte Subkultur läuft heutzutage in geordneteren Bahnen und hat sich zu einem Besuchermagnet und einem lukrativen Wirtschaftszweig entwickelt – was sicherlich nicht jedem Anhänger der 90er-Szene gefällt. Doch als Immaterielles UNESCO-Kulturerbe kann der Techno in Berlin sicher neue Blüten treiben und die Landschaft der Underground-Clubs beleben.
Die Techno-Meile von Berlin verläuft an den Spreeufern entlang und breitet sich von dort in die angrenzenden Bezirke Kreuzberg und Friedrichshain aus. Die meisten Clubs öffnen frühestens um 22 Uhr, sodass die Partys erst in den frühen Morgenstunden ihren Höhepunkt erreichen. Da es in Berlin keine Sperrstunde gibt, ist meistens Open End angesagt. Wählen Sie als Ausgangspunkt für Ihre Rave-Tour also am besten ein günstiges und zentral gelegenes Hotel in Berlin, idealerweise Nähe Alexanderplatz, Kreuzberg oder Wrangelkiez. So haben Sie kurze Wege zu den Clubs und reichlich Auswahl an originellen Restaurants oder Szenekneipen.
„Wenn du Schauspieler sein willst, geh nach Hollywood. Wenn du DJ sein willst, komm nach Berlin.“ Alan Oldman, aka DJ T-1000
Wer die Wurzeln der Berliner Techno-Bewegung ergründen will, muss hier im Tresor beginnen. Der 1991 gegründete Techno-Club, der mittlerweile in einem stillgelegten Kraftwerk residiert, gehört zu den ältesten der Stadt und genießt bis heute Kultstatus – bei Einheimischen ebenso wie bei Touristen.
Auf einer Fläche von 22.000 m² erstreckt sich ein teils unterirdisches Betonlabyrinth, darunter der 30 Meter lange Tunnel, der zum sogenannten Tresorraum führt, dem Main Floor. Kompromissloser Techno steht hier auf dem Programm, von 90s-Klassikern bis zu den neuesten Tracks, während die beiden anderen, kleineren Floors mit House und experimenteller elektronischer Musik aufwarten. Historische Schließfächer erinnern als stumme Zeugen an die Anfänge der Berliner Technokultur.
„Techno ist der Schlüssel für eine bessere Welt." Dimitri Hegemann, Tresor
Die großen Regisseure unserer Zeit hätten sich das Ambiente des Berghain nicht besser ausdenken können: Imposante Säulen schrauben sich 30 Meter in die Höhe und verleihen der Location das Flair einer Kathedrale. Dazu Wandmalereien, Mobiliar aus Metall und Gusseisen gepaart mit Betonsofas sowie Ecken und Winkel, so weit das Auge reicht.
Insgesamt drei Dancefloors wetteifern um die Gunst der Raver aus aller Welt: Die Haupthalle Berghain ist meist fest in der Hand erstklassiger Techno-DJs, die Panorama Bar im Obergeschoss konzentriert sich auf House und die Säule im Erdgeschoss schwört auf eine offene Musikpolitik. Außerdem gibt es Darkrooms auf jeder Etage.
Bekannt ist das Berghain vor allem für den Rave-Marathon, der jeden Samstag Punkt Mitternacht beginnt und erst am Montagmorgen endet. Auch die viertägige Silvester-Party sowie die traditionelle Snax-Party an Ostern, die allerdings den Männern vorbehalten ist, zählen zu den Kult-Veranstaltungen dieser Berliner Techno-Institution.
Funfact: Im gesamten Berghain gibt es keine Spiegel. Das Äußere soll Nebensache sein. Stattdessen ist loslassen und genießen angesagt.
Der Zauber entfaltet sich in den Morgenstunden, wenn Sie bei aufgehender Sonne durch die raumhohe Fensterfront auf die Spree blicken. Der zweigeschossige Club mit zwei Floors, Terrasse und gemütlichen Bars bietet ein breites elektronisches Musikprogramm, darunter Techno, House, Electro und Drum & Bass. Die LED-Beleuchtung erstreckt sich über die gesamte Decke der obersten Etage, sodass einzigartige Lichteffekte entstehen. Der Wrangelkiez mit seinen unzähligen Szenebars und Kneipen liegt in unmittelbarer Nähe und bietet reichlich Gelegenheit für stilechtes Vorglühen oder auch eine schnelle Currywurst.
Die verrücktesten Partys der Stadt soll es in den heiligen Hallen dieser Industrieruine geben, so sagt man, mit Festival-Atmosphäre, jede Menge Glitzer und Top-DJs aus nah und fern. Stimmt!
Schon allein der große Außenbereich mit Sandstrand rechtfertigt einen Abstecher an die Rummelsburger Bucht. Dekoriert mit bunten Lampions, lustigen Holzfiguren, umgebauten Fahrzeugen und allerlei Krimskrams warten dort kleine Hütten zum Chillen und loungige Sofas auf Sie.
Der etwas abseits gelegene und daher hauptsächlich von Einheimischen frequentierte Techno-Club mit zwei Indoor-Floors richtet sich tendenziell an ein älteres Publikum. Ein bisschen Kondition kann allerdings nicht schaden: Die mehrtägigen Techno-Partys gehen nonstop über die Bühne.
Sehr klein, sehr finster und mit schnörkellosem Underground-Ambiente. Ein Geheimtipp, den leider schon jeder kennt, sodass sich der Dancefloor recht schnell füllt, zumal die Berliner DJs Techno vom Feinsten präsentieren. Genießen Sie eine Verschnaufpause in der kompakten Lounge-Area oder nutzen Sie im Sommer den kleinen Garten. Der Golden Gate Club punktet mit einer freundlichen, offenen Türpolitik und ist aufgrund der langen Öffnungszeiten die ideale Afterhour-Location.
Der futuristische Dancefloor sticht sofort ins Auge, nicht zuletzt aufgrund der markanten Lichteffekte, die ihn bestens zur Geltung bringen. Jüngere Techno-Fans zwischen 20 und 30 Jahren lieben diesen Club in der alten Kreuzberger Fabrik. Insgesamt gibt es drei Floors und einen Innenhof, der im Sommer geöffnet ist. Die durchweg regionalen DJs legen ihren Schwerpunkt auf House und Techno, während das vielseitige Butzke-Programm neben wilden Techno-Partys auch Poetry-Slams im Angebot hat.
Eine chillige Holzterrasse im Freien, bunte Lichterketten und eine mächtige Trauerweide, die Schatten spendet: Diese prominente Bar mit winzigem Dancefloor liegt direkt am Wasser und ist an lauen Sommernächten – Sie ahnen es sicher schon – gerammelt voll. Es gibt ungeplante DJ-Sets und guten Elektro-Sound bei vergleichsweise geringer Lautstärke. Eine ideale Techno-Location auch für all diejenigen, die erst mal ein wenig in die Szene hineinschnuppern wollen. Nur drei S-Bahn-Haltestellen entfernt befindet sich das ibis Styles Berlin-Treptow – ein kreatives Hotel an der Spree, in dem Sie sich nach einem anstrengenden Rave gleich wieder am Frühstücksbuffet mit Vitaminen stärken können. In Berlin gibt es ja noch so viel zu entdecken!
Welches Outfit für den Techno-Club? Auf jeden Fall bequeme Schuhe, in denen Sie die ganze Nacht durchtanzen können. Keine High Heels oder Edeltreter. Clubs wie das KitKat haben eigene Dresscodes, die Sie auf den Club-Webseiten finden. Im Zweifel lieber unauffällig, trendy und gerne freizügig. Vielleicht finden Sie ja ein cooles Techno-Outfit auf einem Berliner Flohmarkt? Bedenken Sie jedoch: Techno-Partys sind keine Kostümpartys!
Was muss ich für einen Rave mitnehmen? Gute Ohrstöpsel (ja, wirklich!), Müsliriegel und Traubenzucker. Für mehrtägige, schweißtreibende Raves packen Sie sich einen kleinen Rucksack mit Kleidung zum Wechseln, Handtuch und Zahnbürste. An der Garderobe brauchen Sie oft 1-Euro-Münzen.
Man kann nicht jeden Techno-DJ kennen, wohl aber vermeiden, im falschen Club zu landen. Hören Sie sich das Line-up (siehe Club-Website) auf SoundCloud, Spotify oder Beatport durch. Auch die unabhängige Techno-Plattform Resident Advisor ist eine gute Recherchequelle, die teilweise sogar Tickets im Vorverkauf anbietet. Die Eintrittspreise der besten Techno-Clubs in Berlin liegen zwischen 15 und 30 Euro.
Geschulte Awareness-Teams gibt es in (fast) jedem Club. Sprechen Sie sie an, wenn Sie sich unwohl fühlen oder Hilfe benötigen. Wichtig: Machen Sie sich unbedingt mit den Verhaltensregeln der Technoszene vertraut, zum Beispiel auf der Awareness-Seite vom Berghain. Und auch, wenn Ihr Hotel nach einer durchtanzten Nacht fußläufig zu erreichen ist, empfehlen wir, sich vorab Gedanken über einen sorgenfreien Heimweg zu machen und alkoholische Drinks in Maßen zu genießen. Viel Spaß!
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