Passagen in Paris: Die 7 schönsten Arkaden der Hauptstadt

Charmante kleine Läden, entzückende Cafés und faszinierende Lichtspiele bei Sonne wie Regen – das sind die Passagen in Paris.

Eiffelturm, Louvre, Notre-Dame und Co – das sind die Pariser Sehenswürdigkeiten, für die wir die Metropole lieben und an denen wir bei kaum einem Besuch vorbeikommen. Wussten Sie aber, dass es neben all den bekannten Prunkbauten in der Stadt der Liebe auch versteckte architektonische Juwelen gibt? Passages et galeries couverts de Paris, wie die Einheimischen sie nennen, oder schlicht und einfach: zauberhafte, überdachte Pariser Passagen und Galerien, an denen Besucher viel zu leicht vorbeilaufen, wenn sie nicht wissen, wo sie sich verstecken.

Tipp: Die Passagen sind eine tolle Alternative, um Paris bei Regen zu erkunden. Vor allem rund um Advent und die Weihnachtszeit erstrahlen viele in einem magischen Lichtermeer.

   

Die Geschichte der Passages couverts – so wirtschaftlich wie politisch und philosophisch

Der deutsche Philosoph Walter Benjamin zitierte Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Passagen-Werk einen illustrierten Stadtführer aus der damaligen Zeit mit folgenden Worten:

„Diese Passagen, eine neuere Erfindung des industriellen Luxus, sind glasgedeckte, marmorgetäfelte Gänge durch ganze Häusermassen, deren Besitzer sich zu solchen Spekulationen vereinigt haben. Zu beiden Seiten dieser Gänge, die ihr Licht von oben erhalten, laufen die elegantesten Warenläden hin, so daß eine solche Passage eine Stadt, ja eine Welt im kleinen ist.“

Die Faszination, die Pariser Passagen, Galerien und Arkaden auf die Menschen ausübten, schimmert zwischen diesen Zeilen eindrucksvoll durch. Es heißt, die überdachten Durchgänge seien entstanden, damit wohlhabende, flanierfreudige Pariser und Pariserinnen den Schmutz und Lärm des Fußvolks in den Pariser Straßen hinter sich lassen konnten. Um die 150 Passagen mit Luxusgeschäften, Teesalons und Restaurants sollen es Anfang des 19. Jahrhunderts im Stadtgebiet von Paris gewesen sein.

Die Einkaufsboulevards und Warenhäuser des 20. Jahrhunderts bereiteten dem Glanz und Glamour der Passages couverts de Paris ein jähes Ende. Die Galerien und Arkaden, die damals nicht abgerissen wurden, verkamen zu düsteren Orten, an denen sich zwielichtige Gestalten vor Recht und Ordnung drückten. Erst in den 1990er-Jahren erkannte die Stadtverwaltung den architektonischen und kulturellen Wert, der in den Durchgängen brachlag, und ließ die schönsten Passagen der damaligen Zeit aufwendig restaurieren.

   

7 der schönsten Passages et galeries couverts de Paris

Insgesamt 20 Galerien soll es heute in der französischen Hauptstadt geben. Sieben der schönsten und abwechslungsreichsten haben wir hier für Sie zusammengefasst – und zwar in der Reihenfolge, in der Sie sie bei einem Spaziergang durch die Seine-Metropole erkunden könnten. Immerhin sind die Passages couverts Paris das perfekte Ziel bei Schlechtwetter und laden in zahlreichen Pariser Cafés und Brasserien dazu ein, das typisch französische Savoir-vivre zu erleben und zu genießen.

1. Galerie Véro-Dodat (plus Galerie de Passage Paris) – die Luxuriöse

Wer einen Hauch des feinen Pariser Lebensgefühls schnuppern möchte, sollte einen Abstecher in die Galerie Véro-Dodat machen. Unweit vom Louvre überrascht diese Pariser Passage mit monochromen Marmorfliesen und wunderschönen Gemälden auf den nicht verglasten Deckenbereichen. Darunter shoppen gut Betuchte in den eleganten Boutiquen für Mode, Möbel und mehr oder besuchen die exklusive Kunstgalerie. Restaurant, Brasserie, Café – alles vom Feinsten hier. Und Fans der bekannten Designerschuhe mit der roten Sohle sollten unbedingt in der Boutique von Christian Louboutin vorbeischauen, die er am Standort der ehemaligen Aubert-Druckerei eröffnete.

Hotel-Tipp: Perfekter Ausgangspunkt für einen Besuch der luxuriösen Passage ist das Novotel Paris Les Halles oder ein Hotel im Pariser Stadtzentrum.

Galerie Véro-Dodat: 19 Rue Jean-Jacques Rousseau, 75001 Paris, geöffnet Mo–Sa von 7:00–22:00 Uhr

2. Galerie Vivienne – der edle Klassiker

Sie ist die feine Dame unter den Passagen und entstand im Jahr 1823. Beim Betreten dieser Galerie in bester Lage genau zwischen Börse und Palais-Royal stechen uns immer sofort die wunderschönen farbenprächtigen Mosaiken am Boden ins Auge. Wie an so vielen anderen Orten in der Stadt können Sie auch hier Ihrer Shopping-Laune nachgeben oder bei einem ausgedehnten Schaufensterbummel und einer anschließenden Pause im Teesalon in Tagträumen schwelgen. Der Buchladen (einer der ältesten in Paris) in dieser 176 Meter langen Passage ist auch einen Besuch wert.

Galerie Vivienne: 4 Rue des Petits-Champs, 75002 Paris, täglich geöffnet von 8:30–20:30 Uhr

   

3. Passage Choiseul – die Entspannte mit dem urigen Touch

Ein Stückchen weiter Richtung Westen befindet sich auf derselben Straße der Eingang zur Passage Choiseul. Ihr durchgehendes Glasdach fand nach einer aufwendigen Renovierung 2013 wieder zu seinem ursprünglichen Glanz zurück und lässt den schmalen Durchgang in hellem Licht erstrahlen. Sie mag nicht die edelste Passage von Paris sein, aber sie lädt wie keine andere zum entspannten Bummeln und eine gute Tasse Kaffee oder Tee abseits der Hektik im Pariser Stadtleben ein. Einer der drei Ausgänge der Passage führt Sie zur Rue Saint-Augustin und damit mitten ins japanische Viertel. Unser Tipp: das Aki Café. Matcha-Muffins oder pinkes Melon Pain? Die Auswahl ist groß, immer wieder neu und ein Traum für alle, die gerne Neues ausprobieren.

Passage Choiseul: 40 Rue des Petits-Champs, 75002 Paris, geöffnet Mo–Sa von 8:00–20:00 Uhr

Aki Café: 75 Rue Sainte-Anne (Ecke Rue Saint-Augustin), geöffnet von Mo–Fr von 11:00–20:30 Uhr, Sa von 10:00–20:30 Uhr

4. Passage des Panoramas – die Älteste und Schönste

Die Passage des Panoramas entstand im Jahr 1799 und gilt damit als älteste Passage von Paris. Sobald wir einen Fuß auf den hier überraschend unscheinbaren Fliesenboden setzen, können wir uns dem Charme dieser Grande Dame unter den Passagen nicht entziehen. Diesen verdankt sie vor allem den zahlreichen schmucken Vintage-Läden voller Sammlerstücke wie alte Briefmarken, historische Postkarten oder Münzen. Das Treiben hier ist bunter und authentischer. Am besten beobachten Sie es von einem der kleinen Tische eines Cafés wie dem Caffè Stern in der ehemals renommierten gleichnamigen Druckerei. Der Espresso in dieser urigen Trattoria ist ein Traum und das Ambiente einzigartig.

Insider-Tipp: Ein tolles Erlebnis ist ein Besuch im Théâtre des Variétés, das 1807 eröffnet wurde und heute immer noch ein buntes Theaterprogramm bietet.

Passage des Panoramas: 11 Boulevard Montmartre, 75002 Paris, täglich geöffnet von 6:00–24:00 Uhr

   

5. Passage des Princes – die Verspielte für die ganze Familie

Diese in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffnete Passage fiel 1985 einem Wohnbauprojekt zum Opfer und wurde zehn Jahre später originalgetreu nachgebaut. Die Passage de Princes gilt als Paradebeispiel für den Stil des damals so einflussreichen Pariser Architekten und Stadtplaners George-Eugène Haussmann. Mit Spielwaren für alle Altersstufen, Modelleisenbahnen und digitalen Games lockt der Spieletempel nahe dem Palais Garnier vor allem junge oder junggebliebene Parisbesucher und natürlich Familien mit Kindern an. Auch hier lohnt ein Blick auf die eigenen Füße, welche über wunderschöne Fliesen schreiten.

Passage des Princes: 5 Boulevard des Italiens, 75002 Paris, geöffnet Mo–Sa von 8:00–20:00 Uhr

6. Passage Jouffroy – der verlängerte Arm der Passage des Panoramas

Wo die Passage des Panoramas endet, beginnt die Passage Jouffroy, die fast fünfzig Jahre später als ihre Verlängerung eröffnet wurde. Nicht nur die aufwendige Verglasung mit Spitzbögen war damals eine Sensation, auch die eingebaute Fußbodenheizung sorgte für Gesprächsstoff. Heute finden Sie in der vielseitigen Passage mehrere Buchläden, ein Wachsfigurenkabinett und eine ehemalige Brasserie, in der nachts das Pariser Nightlife einzieht. Zu sehen gibt es hier aber zu jeder Uhrzeit etwas und die Schaufenster allein sind einen Abstecher wert.

Insider-Tipp: Frühstücken und brunchen kann man in der Passage Jouffroy besonders gut im Teesalon Le Valentin – die hauseigene Patisserie ist ein Traum.

Passage Jouffroy: 10-12 Boulevard Montmartre, 75009 Paris, täglich geöffnet von 7:00–21:30 Uhr

7. Passage Brady – ein Stück Indien mitten in Paris

Hier ist Indien zu Hause und das mitten in der französischen Hauptstadt. Ein Ausflug in die 1828 eröffneten Passage Brady ist, also würden Sie einen Kurzurlaub ins Land der Maharadschas machen. Hier genießen wir nicht nur authentische indische und pakistanische Gerichte, sondern kaufen auch unsere Gewürze und exotische Produkte für unsere Kochexperimente in den eigenen vier Wänden. Der einstige Basar für Secondhand-Artikel ist ein echter Geheimtipp und liegt inmitten eines Viertels, das die Pariser gerne liebevoll Little India nennen.

Passage Brady: 46 Rue du Faubourg Saint-Denis, 75010 Paris, geöffnet Mo–Sa von 9:30–23:30 Uhr, So von 18:00–23:30 Uhr

Ob Sie am Ende eines Tages alle der empfohlenen Passages et galeries couverts de Paris besucht haben oder irgendwo am Weg in einem der vielen bunten Läden und Restaurants hängen geblieben sind, spielt nicht wirklich eine große Rolle. Flanieren, entspannen und genießen werden Sie auf die eine oder andere Art. Und ein Stückchen Pariser Savoir-vivre gibt es gratis dazu.