Hamburg im Spiegel der Zeit: Von der Speicherstadt zur HafenCity

Erleben Sie Hamburgs Hafen früher und heute. Wir spazieren von der Speicherstadt Hamburg in die HafenCity und erleben ein Stadtviertel voller Highlights und Kontraste.

Von Wellen umspülte Lagerhallen aus rotem Backstein, daran festgezurrte Boote und zwischendrin mehr Brücken als Venedig: Das ist die Speicherstadt Hamburg. Das riesige Lagerhausviertel aus dem 19. Jahrhundert steht auf Millionen von Eichenpfählen und ist UNESCO-Weltkulturerbe – ein klares Muss für alle, die die Hafenstadt besuchen.

Am besten lassen sich das alte und neue Hafenviertel zu Fuß erkunden, vor allem wenn der Wasserstand eine Tour per Boot mal wieder nicht zulässt. Daher brechen wir auf zu einem entspannten Spaziergang durch ein Stadtviertel, in dem die Geschichte, die es schrieb, bis heute spürbar ist: die Speicherstadt Hamburg. Unser Weg wird uns an vielen historischen Gebäuden vorbeiführen, bis wir am Ende in der HafenCity das moderne Pendant eines urbanen Hafenviertels erleben.

Insider-Tipp: Solch ein Spaziergang ist auch nach Dämmerungseinbruch eine tolle Idee, wenn ein ausgeklügeltes Lichtkonzept die Speicherstadt ins rechte Licht rückt.

Die Geschichte der Speicherstadt in Hamburg: Wer war vor uns da?

Die Ersten, die sich im 17. Jahrhundert zwischen Sandtorhafen und Zollkanal ansiedelten, waren Handwerker und Hafenarbeiter. Was sie damals noch nicht wussten: Ende des 19. Jahrhunderts sollten sie durch Enteignung ihr Zuhause verlieren. Das alte Wohnviertel musste Lagerhallen weichen. Warum? Weil man damals dringend neue Lager für den zollfreien Handel benötigte. Der war nach dem Anschluss Hamburgs an das Zollgebiet des Deutschen Reichs in der Hansestadt selbst nicht mehr möglich. Also ließ die Stadtverwaltung zunächst auf Eisenskeletten und später auf dicken Holzbalken riesige Speicherblöcke aus Backstein errichten.

Offiziell eingeweiht wurde der erste Bauabschnitt der Speicherstadt Hamburg im Jahr 1888. Bis 1927 folgten zwei weitere. Im Jahr 2015 nahm die UNESCO die neugotische Speicherstadt und das daran anschließende Kontorhausviertel – das erste Stadtviertel Europas, das ausschließlich Geschäftsgebäuden gewidmet war – in seine Welterbeliste auf.

Was befindet sich heute in der Speicherstadt?

Wo früher empfindliche Waren aus fernen Ländern wie Kaffee, Kakao, Tee, Gewürze und Tabak gelagert wurden, finden Sie heute das weltweit größte Lager für Teppiche aus dem Orient. Ein Fünftel der Speicherstadt ist in den Händen des Teppichhandels. Der andere Teil der wunderschönen roten Backsteinbauten beheimatet mit Restaurants, Cafés, Kreativbüros und Museen viele weitere gute Gründe für einen Besuch des malerischen Viertels.

Eine Reise durch die Zeit: von den Sehenswürdigkeiten der Speicherstadt in die HafenCity Hamburg

Unser Spaziergang startet am nördlichen Ende der Speicherstadt unweit der U-Bahn-Station Meßberg (U1). Hier verschlägt es uns über den Wandrahmsteg direkt auf die Poggenmühlenbrücke und damit zu einem der Top-Fotospots der Speicherstadt. Die Fotos, die auf dieser Brücke vom Wasserschloss geschossen werden, dürfen auf den Smartphones von Hamburgfans definitiv nicht fehlen.

Wer heute über die gepflasterten Straßen und Brücken der Speicherstadt spaziert, fühlt sich unweigerlich in die Vergangenheit zurückversetzt. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie vor über hundert Jahren die Handelstreibenden mit ihren Booten, voll beladen mit Gewürzen und anderen wertvollen Gütern, durch die Fleete fuhren, um an einer der Backsteinfassaden anzulegen, wo die kostbare Fracht dann je nach Wasserstand entweder direkt verladen oder mit Seilwinden manuell in die oberen Stockwerke verfrachtet wurde.

Kaffee hat in Hamburg Tradition – genauso wie Fisch

Nach dem obligatorischen Wasserschlossfoto spazieren wir weiter über den Alten und Neuen Wandrahm entlang des Zollkanals. Wir kommen an der Hafenbehörde, der Hamburg Port Authority, vorbei und erreichen nach wenigen Minuten die Jungfernbrücke. Hier gleich um die Ecke empfiehlt sich ein Abstecher zum Kaffeemuseum Burg am St. Annenufer, wenn auch nur, um sich bei einer Tasse duftenden Kaffees aus der eigenen Rösterei und einem Stück hausgemachten Kuchen eine kleine Verschnaufpause zu gönnen.

Immerhin hat Kaffee in der Hansestadt Tradition und wurde schon in den ersten Tagen des Stadtviertels in der Speicherstadt gelagert. Hamburg ist noch heute Umschlagplatz für die edlen Bohnen, was dazu führte, dass sich einige der besten Kaffeeröstereien des Landes hier ansiedelten.

Wem nach mehr als einem Stück Kuchen ist, der schaut am besten im ebenfalls äußerst fotogenen Fleetschlösschen vorbei und gönnt sich Fischfrikadellen, Matjes oder Pulled Lachs mit Süßkartoffelpommes. Manche behaupten, die Pommes aus der Küche dieses kleinen, roten Backsteinhauses seien die besten der Stadt – aber überzeugen Sie sich selbst.

Fleetschlösschen: Brooktorkai 17, 20457 Hamburg, täglich geöffnet von 11:30–21:00 Uhr (am Wochenende ab 11:00 Uhr)

Einmal Museum für alle, bitte!

Nach unserer wohlverdienten Pause führt uns der Brook direkt zum Kehrwieder und damit in ein Viertel, das schon allein aufgrund der hier angesiedelten Attraktionen kaum ein Hamburgbesucher nicht kennt. In dieser Ecke würden sich gleich mehrere Abstecher lohnen und es wäre ratsam, einen ganzen Urlaubstag hier zu verbringen. Immerhin wartet nicht nur das bekannte Miniatur Wunderland (planen Sie dafür rund 90 Minuten ein), sondern auch das Hamburg Dungeon (schlägt mit rund 60 Minuten zu Buche), das Speicherstadtmuseum (bis zu 120 Minuten einplanen), das kleine, aber feine Spicy’s Gewürzmuseum und vieles mehr.

Insider-Tipp: Vorab Tickets buchen spart besonders im Wunderland Zeit und Nerven, und wer mehr als eine Sehenswürdigkeit besuchen möchte, könnte von der Hamburg CARD profitieren.

Der Sprung von der Tradition zur Moderne

Da wir es heute noch bis in die HafenCity schaffen wollen, lassen wir das belebte Viertel rund ums Wunderland hinter uns und spazieren weiter Richtung Süden zum Traditionsschiffhafen am Sandtorkai. Die historischen Schiffe hier erinnern uns einmal mehr an längst vergangene Zeiten, lassen aber auch schon erahnen, dass wir den geschichtsschwangeren Teil des Hafens langsam, aber sicher hinter uns lassen. Wir schlendern vorbei an imposanten Segelschiffen (Segeltörn gefällig?), modernen Schleppern und den bei Ausflüglern so beliebten Barkassen. Ein letztes Mal tauchen wir in die Geschichte des Hafens ein, bevor uns unser Spaziergang das moderne Gesicht der Stadt offenbart: die HafenCity Hamburg.

Hier könnten wir jetzt nach rechts in Richtung Elbphilharmonie spazieren, aber sie ist uns einen eigenen Ausflug wert, also schlagen wir den Weg nach links Richtung Marco-Polo-Terrassen am Grasbrookhafen ein. Er führt uns vorbei an zahlreichen eindrucksvollen Zeugen einer Stadtentwicklung, die den Sprung von der Tradition zur Moderne so mühelos aussehen lässt. In einem Moment befinden wir uns noch inmitten altehrwürdiger Backsteinbauten, und im nächsten stehen wir inmitten der topmodernen Wohn-, Geschäfts- und Freizeitanlagen der HafenCity.

Traditionelle Speicherstadt vs. pulsierende HafenCity: Hamburg und seine Kontraste

Die HafenCity ist ein Stadtbauprojekt, das weltweit seinesgleichen sucht und mindestens so spannend wie umstritten ist. Direkt am Wasser finden Sie in diesem Viertel neben den letzten erhaltenen Kontorhäusern modernste Bürogebäude und urbane Wohnanlagen aus Stahl und Glas – und das Projekt ist noch lange nicht abgeschlossen.

Bevor wir unseren Spaziergang fortsetzen, holen wir uns am Kiosk ein Fischbrötchen, suchen uns ein lauschiges Plätzchen in einer der Grünanlagen – wie den Marco-Polo-Terrassen oder dem Grasbrookpark – und beobachten gestresste Büromenschen auf dem Weg zum Business-Lunch, junge Skater auf der Suche nach dem nächsten Adrenalinkick und Familien beim allnachmittäglichen Freizeitprogramm mit ihren Kindern. Diese Vielfalt ist eines der Markenzeichen der HafenCity.

Rundum-Erlebnis HafenCity: Shopping, Kultur und Weitblick

Zu guter Letzt wollen wir auf unserem Spaziergang auch unserer Shopping-Liebe frönen und machen uns auf in Richtung Überseeboulevard. Der Weg führt vorbei am ViewPoint, den wir spontan erklimmen, um uns einen Überblick über den geschäftigen Hafen, die Elbe und das abwechslungsreiche Treiben in der HafenCity zu verschaffen. Der 13 Meter hohe Aussichtsturm am Baakenhafen eröffnet uns nicht nur einen Panoramablick über das modernste Viertel der Stadt, sondern auch einen Einblick in den Baufortschritt des ehrgeizigen Projekts.

Danach schlendern wir weiter zum Überseeboulevard, an dem uns die vielen kleinen, oft inhabergeführten Geschäfte ein weiteres Zeugnis der Vielfalt an diesem Ort liefern. Den Hunger stillt man hier am besten in einem der hippen Restaurants wie dem Wilden Fräulein (Überseeboulevard 2) oder Feinkostläden wie dem Andronaco (Am Sandtorkai 44). Satt und zufrieden machen wir uns auf zu einem spannenden Besuch im Internationalen Maritimen Museum. Dort lernen wir so einiges über die Schifffahrt und dürfen uns sogar als Kapitän eines Containerschiffs versuchen – nur virtuell, versteht sich.

Internationales Maritimes Museum Hamburg: Kaispeicher B, Koreastraße 1, 20457 Hamburg, täglich geöffnet von 10:00–18:00 Uhr

Mittendrin statt nur dabei: ein entspannter Abschluss im Grünen

Bevor wir uns in unser Hotel, das 25hours im ältesten Gebäude der HafenCity, zurückziehen und den Tag bei einem Abendessen im NENI Hamburg und einem anschließenden Absacker in der Boilerman Bar ausklingen lassen, gönnen wir uns noch ein bisschen Entspannung im Grünen. Wir schauen im riesigen Lohsepark vorbei, dem grünen Herzen der HafenCity. Mit seinem Spielplatz und den Obstbäumen, an denen sich zur Erntezeit alle bedienen dürfen, lässt der Park nicht nur Kinderherzen höherschlagen.

Und morgen? Morgen wollen wir in der Oberhafenkantine im gleichnamigen Quartier echte Hamburger Spezialitäten wie Labskaus und Grünkohl genießen und uns von den dortigen Ateliers und Studios kreativer Köpfe inspirieren lassen. Danach testen wir vielleicht unsere Fitness in der Parkour-Halle. Oder wir schauen im Automuseum Prototyp vorbei. Wollten Sie nicht immer schon mal wissen, wie es ist, einen Porsche zu fahren? So viel zu erleben, so viel zu tun. Da müssen wir bestimmt noch ein zweites Mal in der Hamburger Speicherstadt vorbeischauen.

Automuseum PROTOTYP: Shanghaiallee 7, 20457 Hamburg, geöffnet Di–So von 10:00–18:00 Uhr

Sprechen Sie Hamburgisch?

Von Alsterwasser bis Schietwetter: Damit Sie vor Ort mitreden (oder auf Norddeutsch: „mitschnacken“) können, haben wir für Sie hier ein paar essenzielle Begriffe der Hamburger Mundart zusammengestellt.

Insider-Tipp: Lange Vokale dabei genussvoll weit dehnen, als wären sie aus Gummi. 

  Alsterwasser

  Mischgetränk aus Bier und Limonade

  Barkassen

  traditionelle Motorboote, heute meist Ausflugsschiffchen

  Fleete

  schiffbare Kanäle

 Franzbrötchen    

  zimtig-süßes Hefegebäck

  Kontorhaus

  ehemalige Kaufmannshäuser mit Arbeits- und Geschäftsräumen

  Kiez

  Ausgehviertel rund um St. Pauli und die Reeperbahn

  Klönschnack

  formlose Unterhaltung, gemütliche Plauderei

  Moin (moin)

  Hallo (zu jeder Tageszeit). Aber Achtung: Das zweite „moin“ entlarvt den Grüßenden fast schon als Plaudertasche.

  plietsch

  clever, schlau

  Schietwetter

  Mix aus Regen, Wind und Kälte; auch bekannt als Hamburger   Alltagswetter