17 August 2024
5 Minuten
Zwischen Tradition und Moderne: Genießen Sie das entspannte Lebensgefühl Münchens in den schönsten Biergärten an der Isar.
17 August 2024
5 Minuten
Ein Besuch in der bayrischen Landeshauptstadt, ohne in einem der unzähligen kleinen und größeren Biergärten einzukehren? Undenkbar! Biergärten gehören zur Seele Münchens wie der Englische Garten, der Viktualienmarkt, der Marienplatz – und natürlich das Oktoberfest! Es gibt kaum etwas Entspannteres, als bei gutem, sonnigem Wetter unter schattigen Kastanien zu sitzen und eine kühle Mass Bier zu genießen – und vielleicht einige junge oder auch ältere Münchnerinnen im Dirndl vorbeiflanieren zu sehen. Ja, in der Tat, das gibt es nur in München! Biergärten sind Kulturgut, das spürt man und das sieht man auch.
Biergärten sind die wahrscheinlich schönste Erfindung der Münchner Gastronomie. Und diese liegt tatsächlich schon ein paar Hundert Jahre zurück. Denn auch im Mittelalter mochte man sein Bier am liebsten gekühlt, und so boten Brauereien den Gerstensaft frisch vom Fass aus kalten Kellern an – unter schattenspendenden Kastanienbäumen, die bis heute typisch sind für Biergärten. Allerdings durften Brauer nur Bier verkaufen, keine Mahlzeiten, das blieb den Gastwirten vorbehalten. So ist es bis heute Brauch, im Biergarten seine Brotzeit selbst mitzubringen. Auch wenn in vielen Biergärten an der Isar mittlerweile auch Brezn, Hendl und Steckerlfisch – oft in Selbstbedienung – zur zünftigen Mass angeboten werden.
Eine vierstellige Anzahl von Biergärten gibt es München. Wie viele genau, weiß niemand, denn die Grenzen zur sonstigen Freiluftgastronomie sind fließend. Sicher ist aber: Mit über 8000 Plätzen ist der Königliche Hirschgarten der größte Biergarten weltweit. Aber nicht nur die Größe und Anzahl der Sitzplätze zeichnen Münchner Biergärten aus – es ist der Mix aus Alt und Jung, aus Tradition und Moderne, der die Wirtschaften so einladend und so besonders macht. Im Biergarten sitzen Investmentbanker im Anzug neben Bauarbeitern im Blaumann und Studierende in Jeans und T-Shirt neben dem Rentnerehepaar in bayrischer Tracht. Sich an Tische mit noch freien Plätzen dazuzusetzen, ist übrigens ausdrücklich erlaubt. Wer mag, stellt sich mit Vornamen vor, das Zuprosten ergibt sich dann von allein.
Geöffnet sind Biergärten traditionell ab Mittag, und um 23 Uhr ist allerspätestens Schluss, da kennen die Wirte kein Erbarmen. Ihre letzte Mass sollten Sie also rechtzeitig bestellt haben! Und auch wenn die Biergartenpreise nicht ganz an die der Wiesnwirte auf dem Oktoberfest heranreichen – ganz billig ist die Mass Helles auch nicht. Im Hirschgarten kostet sie 8,40 Euro, am Viktualienmarkt 9,80 Euro (Stand: Mai 2023).
Obacht: Viele Biergärten öffnen nur während der Sommersaison und auch dann nur an schönen Tagen. Studieren Sie also Wetterbericht und Öffnungszeiten (diese finden Sie im Internet), bevor Sie sich auf den Weg machen. Wir wollen nicht, dass Sie vor verschlossenen Türen stehen.
Hirschgarten oder Waldwirtschaft, Seehaus oder Augustiner-Keller – ganz sicher ist es auch Geschmackssache, welcher der unzähligen Biergärten nun wirklich der schönste ist. Die einen mögen’s lieber groß und quirlig, die anderen kleiner, übersichtlich, lauschig. Das Gute ist: In München gibt es den passenden Biergarten für jeden Geschmack! Tauchen Sie also ein in die bayrische Biergartenkultur, verweilen Sie lieber einen Augenblick länger, genießen Sie einen Sommertag unter schattigen Kastanien und kosten Sie kulinarische Köstlichkeiten, allen voran natürlich das weltberühmte bayrische Bier – in Maßen, versteht sich.
Wer München und seine zentral gelegenen Sehenswürdigkeiten besucht, muss nicht weit laufen, um sich in einem der vielen Biergärten von ausgiebigen Sightseeing-Touren zu erholen. Rund um den Marienplatz, in Schwabing und im Englischen Garten können Reisende (und Einheimische!) bei einem kühlen Hellen, „gschmackigem Obazda“ (eine typisch bayrische Käsezubereitung aus Camembert, Butter, Zwiebeln und Gewürzpaprika) und einer frischen Brezn die Seele baumeln lassen.
Schlendern, Schauen und Schlemmen ... Seit über 200 Jahren bietet der Viktualienmarkt allerhand Köstliches: Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Käse, Backwaren und noch vieles mehr. Und mittendrin in der Postkartenidylle: der Biergarten mit rund 1.000 Plätzen. Noch zentraler geht es kaum! Warum nicht mal ein spätes Weißwurstfrühstück mit Weißbier genießen? Wer regelmäßig vorbeikommt, kann sich übrigens durch die Münchner Biere probieren – denn alle paar Wochen schenkt eine andere Brauerei aus.
Nicht nur der wohl älteste Biergarten in München (schon 1812 war er auf einem Stadtplan verzeichnet), sondern mit 5.000 Sitzplätzen auch einer der größten – das ist der Augustiner-Keller an der Arnulfstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs. Auch wegen der Lage geht es dort recht international zu. Tradition wird aber dennoch großgeschrieben: Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist der Biergarten quasi unverändert geblieben, mitsamt seinen rund 100 Kastanienbäumen und 150 Stammtischen! Ausgeschenkt wird übrigens Augustiner Edelstoff, ein Bier mit Tradition und bestem Ruf.
S-Bahn, Tram und Bus: Hackerbrücke
Sehr malerisch im Herzen des Englischen Gartens gelegen ist Münchens buntester Biergarten am Chinesischen Turm (die Originalpagode stammte aus dem Jahr 1790!), der bei sommerlichen Temperaturen viele Touristen, aber auch Einheimische anzieht. Insgesamt bietet die Lokalität rund 7.000 Menschen Platz. Von Konstantin Wecker und der Spider Murphy Gang besungen trifft sich hier ein spannender Mix aus gutbürgerlichem Publikum, Münchner Schickeria, Familien und Aussteigern. Zum kühlen Bier spielt bei schönem Wetter am Wochenende nachmittags eine Blaskapelle, und zwar vom 25 Meter hohen Turm aus. Was für eine Gaudi!
Bus: Chinesischer Turm; U-Bahn: Giselastraße (U3, U6)
Das Bier vom Hofbräu gehört zu den weltbekanntesten und „In München steht ein Hofbräuhaus, oans, zwoa …“ können wohl auch viele mitsingen, die nicht aus München stammen. Der Biergarten Hofbräukeller am Wiener Platz in Haidhausen ist vergleichsweise ein Geheimtipp. Bayrisch-traditionell geht es hier zwar ebenfalls zu, aber doch nicht ganz so lautstark wie im Hofbräuhaus. 1.800 Gäste finden in diesem typisch Münchner Biergarten Platz und können unter alten Kastanien das süffige Hofbräu und eine zünftige Brotzeit genießen.
U-Bahn: Max-Weber Platz (U4, U5); Tram: Wiener Platz
Lauschig, verwunschen, mitten in der Natur: Manche Münchner Biergärten liegen mitten im Grünen. Eine Oase zum Durchschnaufen, eine Auszeit vom Großstadttrubel oder dem Alltag! Kommen Sie mit – wir besuchen die schönsten Biergärten am See, an der Isar und am Wald.
Lassen Sie sich von der Namensgebung nicht irritieren: Das Seehaus finden Sie mitten in München – und nicht an einem der bayrischen Voralpenseeen. Der Kleinhesseloher See, an dem das pittoreske Seehaus liegt, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts künstlich geschaffen – damals lag er noch am Münchner Stadtrand, heute ist der See Teil des Englischen Gartens. Das Seehaus bietet Platz für rund 2.500 Gäste und ist sicherlich nicht der günstigste unter Münchens Biergärten, aber wohl einer der malerischsten. Im Sommer können Sie ab Seehaus Tretboot fahren, in kalten Wintern geht’s zum Eislaufen.
Bus: Osterwaldstraße; U-Bahn und Tram: Münchner Freiheit (U3, U6)
Beste Kulinarik, Jazz und Münchner Tradition: Zugegeben, ein bisschen unterwegs ist man schon, bis man die Waldwirtschaft in Pullach im Süden Münchens erreicht – aber der Weg lohnt sich. Die Ausschank-Genehmigung stammt bereits aus dem 15. Jahrhundert, das heutige Gebäude wurde Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet und gehört seitdem mit seiner idyllischen Lage zu den schönsten Lokalitäten Münchens: Am Hochufer gelegen blickt man direkt ins Isartal. Die liebevoll genannte „Wawi“ bietet rund 2.000 Gästen Platz. Zur kühlen Mass gibt es Brotzeiten vom Feinsten. Essen kann aber auch mitgebracht werden, der Biergarten stellt eine Station zum Selbstgrillen von Steaks und Würsten zur Verfügung.
S-Bahn (S7) bis Großhesselohe Isartalbahnhof (gut 30 Minuten Fahrtzeit aus dem Stadtzentrum), anschließend ein 10-minütiger Spaziergang zu Fuß
Waldwirtschaft Großhesselohe München - copyright: Waldwirtschaft Großhesselohe
Diesen Biergarten erreichen Sie nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad, denn „Zum Flaucher“ liegt mitten in der Stadt, aber gleichzeitig mitten im Grünen, in den Isarauen. Autolärm? Von wegen. Hier hört man nur das Rauschen der Bäume oder Kinderjuchzen vom nahen Spielplatz. Auf einem herrlichen Inselareal zwischen Brudermühlbrücke und Thalkirchner Brücke stand früher eine Jagdhütte des Adelsgeschlechts Wittelsbacher, heute bietet „Zum Flaucher“ rund 2.000 Menschen Platz. Familien kommen gerne wegen des großen Kinderspielplatzes, andere genießen im Schatten alter Bäume das Bier und bayrische Schmankerl, den Ochsenbraten oder verschiedene vegane Gerichte.
Dichteste U-Bahn-Station: Brudermühlstraße (U3), von dort 15 Minuten zu Fuß
Leben und leben lassen: Auch das ist Teil der Münchner Lebensart. Und so finden sich neben den vielen traditionellen Biergärten, wo man unter Bäumen beim kühlen Gerstensaft der „Blasmusi“ lauscht, auch ein paar … ungewöhnliche Gastwirtschaften. Einen Besuch wert sind sie allemal!
Klein, fein und ökozertifiziert: Der „Alternative“ am Muffatwerk ist Münchens erster ökozertifizierter Biergarten. An der Isar und neben einem denkmalgeschützten Heizkraftwerk gelegen bietet er zwar nur 400 Gästen Platz – aber die können sich freuen auf naturtrübes Ökobier, klassische Biergartengerichte aus biologischen Zutaten sowie knackige Salate, Fisch und Ökofleisch vom Lavasteingrill. Klingt lecker? Ist es auch!
Bus und Tram: Gasteig; S-Bahn: Isartor
Ein Muss für Bier-Nerds: Im Jahr 1930 wurde sie gegründet, die Forschungsbrauerei im Münchner Stadtteil Perlach. Malerisch und „typisch bayrisch“ ist dieser Biergarten nicht – dafür aber können wir hier neue Biersorten kennenlernen. Denn bereits Gründer Gottfried Jakob wollte nicht nur neue Brauereitechniken entwickeln, sondern schenkte das Ergebnis seiner Forschungen – das Bier! – auch an die Gäste seines Bräustüberls aus. Prost!
S-Bahn: Perlach (S3, S7)
Den Hexengarten gibt es bereits seit 1906 – und dennoch ist er bis heute ein Geheimtipp. Mitten in einer Kleingärtneranlage werden unter Kastanien und Lindenbäumen traditionelle bayrische Gerichte und süffiges Bier serviert. Kein ganz klassischer Biergarten, aber der Besuch lohnt sich!
Bus: Sadelerstraße; U-Bahn & Tram: Westfriedhof (U1, U7)
Natürlich gäbe es noch viele weitere Münchner Biergärten zu empfehlen und ihre Geschichte zu erzählen – der Königliche Hirschgarten, Biergarten am Nockherberg, Taxisgarten, Löwenbräukeller, Insel Mühle, Hofbräuhaus, Fasanerie, Paulaner Brauhaus, Biergarten am Bavariapark und, und, und. Überall treffen Geselligkeit und Lebensfreude auf bayrische Gemütlichkeit – in seinen Biergärten macht München dem Titel „Weltstadt mit Herz“ wirklich alle Ehre! Genießen Sie den Besuch in einem der unzähligen Münchner Biergärten und vergessen Sie für eine Weile den Alltag – wir wünschen Ihnen viel Freude dabei.
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