24 Juli 2024
6 Minuten
Malerische Fachwerkidylle, riesige Kathedrale, Sitz des Europaparlaments – das ist für viele Straßburg. Aber es gibt noch viel mehr, was eine Städtereise ins Elsass lohnenswert macht.
24 Juli 2024
6 Minuten
Wer das Elsass besucht, kommt an Straßburg und seinen Sehenswürdigkeiten nicht vorbei. Direkt an der deutsch-französischen Grenze gelegen, verzaubert die Stadt ihre Besucher mit prächtigen Fachwerkhäuschen, zwischen denen sich kleine Kanäle schlängeln, mit elsässischem Essen, Wein und uriger Gemütlichkeit. Die größte Stadt des Elsass soll mehr Brücken haben als Venedig. Und überall sind die französischen und deutschen Einflüsse der Stadt spürbar, in der Architektur, der Sprache, den Traditionen und der Lebensart. 1988 wurde Straßburg als erste Stadt Frankreichs in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten, sondern auch wegen seines gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtzentrums, der Grande-Île, einer Flussinsel im Herzen der Stadt. Zwölfmal im Jahr debattieren auch am Ufer der Ill die Mitglieder des Europäischen Parlaments. Nur einer der Gründe, warum Straßburg den Beinamen „Hauptstadt Europas“ trägt. Doch die Stadt ist noch viel mehr: weltoffen, kulturell vielfältig und das ideale Ausflugsziel für einen Städtetrip mit viel Geschichte und Flair.
Für viele beginnt der Straßburgbesuch auf der Grande-Île, der Altstadtinsel, die von der Ill und dem Canal du Faux-Rempart eng umschlungen wird. Die bewegte Geschichte des Elsass und der mehrfache Wechsel zwischen deutscher und französischer Herrschaft machen sich hier ganz besonders bemerkbar. Davon zeugen auch die zahlreichen Sehenswürdigkeiten Straßburgs, die Sie bei einem entspannten Spaziergang durch die von malerischen Renaissancebauten, Patrizier- und Fachwerkhäusern gesäumten Straßen erkunden können. Neben dem Liebfrauenmünster sind auf der Grande-Île zum Beispiel auch der Palais Rohan und das Maison Kammerzell zuhause. Wenig überraschend also, dass die gesamte Altstadt seit 1988 Weltkulturerbe ist. 2017 kam die angrenzende wilhelminische Neustadt dazu – es lohnt sich also, den Spaziergang auf die andere Seite der Ill auszudehnen.
Gut zu wissen: In der Weihnachtszeit verwandeln sich die Plätze der Grande-Île in stimmungsvolle kleine Weihnachtsmärkte. In der Mitte des zentralen Place Kléber steht dann ein riesiger, geschmückter Weihnachtsbaum, um den sich kleine Weihnachtsbuden mit elsässischen Leckereien und Handwerkskunst versammeln. Ein Besuch empfiehlt sich schon deshalb, weil Straßburg den inoffiziellen Beinamen „Capitale de Noël“ – Weihnachtshauptstadt – trägt.
Tipp: Wenn Sie ganz ins historische Flair eintauchen und die Grande-Île zum Zentrum Ihres Aufenthalts machen möchten, können Sie das im Fünf-Sterne-Hotel Sofitel Strasbourg Grande-Île tun.
Über den Dächern der Altstadt erhebt sich die wohl berühmteste Attraktion unter den Sehenswürdigkeiten von Straßburg: das Straßburger Münster mit nur einem Turm, aber viel Geschichte. Das gotische Bauwerk mit seiner detailreichen Fassade zählt zu den bedeutendsten Kathedralen der europäischen Architekturgeschichte und ist eine der größten Sandsteinbauten weltweit. 142 Meter ragt der Turm in die Höhe. Wenn Sie wie einst Goethe die 330 Stufen der steinernen Wendeltreppe zur Aussichtsplattform hinaufsteigen, werden Sie mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt, die Vogesen und manchmal sogar den Schwarzwald belohnt.
Nicht weniger imposant geht es im Inneren weiter. Neben den historischen Buntglasfenstern und der Schwalbennestorgel ist es vor allem die astronomische Uhr, die zur Mittagszeit, genauer gesagt um 12:30 Uhr, die Besucher in Scharen anzieht. Denn dann erwacht das Figurenspiel zum Leben: Unter dem Krähen eines Hahns ziehen die vier Lebensalter an der Figur des Todes vorbei und die zwölf Apostel an Christus.
Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg: Place de la Cathédrale, 67000 Strasbourg, geöffnet Montag bis Samstag von 8:30–11:15 Uhr und 12:45–17:45 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 14:00–17:15 Uhr; Eintritt frei, astronomische Uhr und Aussichtsplattform sind kostenpflichtig.
Tipp: Gehen Sie vom Gutenbergplatz mit dem historischen Karussell (für Groß und Klein!) über die Rue Mercière zum Straßburger Münster. Von dort aus wirkt die mächtige Kathedrale noch größer. Ein perfekter Spot für ein besonderes Erinnerungsfoto.
Im Schatten des Münsters steht ein weiteres architektonisches Juwel: das Maison Kammerzell, ein typisches elsässisches Fachwerkhaus. Berühmt ist es vor allem für seine aufwendige Schnitzfassade, die Tierkreiszeichen, historische Persönlichkeiten und christliche Tugenden darstellt. Heute beherbergt es ein Restaurant mit traditioneller elsässischer Küche – ein ideales Plätzchen, um sich zwischen all den Sehenswürdigkeiten Straßburgs bei guter regionaler Küche zu stärken und das bunte Treiben auf dem Münsterplatz zu beobachten.
Maison Kammerzell: 16, Place de la Cathédrale, 67000 Strasbourg, täglich von 12:00–22:00 Uhr geöffnet
Eines vornweg: Museumstechnisch hat Straßburg einiges zu bieten. Das zeigt sich im Palais Rohan, einst Bischofspalast und fürstliche Residenz, heute Sitz von gleich drei Museen. Im Archäologischen Museum durchstreifen Sie mehrere Jahrtausende elsässischer Geschichte. Im Museum der bildenden Künste erwartet Sie eine aufregende Sammlung europäischer Malerei von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert mit Werken von Botticelli, Rubens und Goya. Und im Kunstgewerbemuseum können Sie in die Straßburger Alltagskunst aus dem 18. Jahrhundert eintauchen und die prachtvollen Räume der ehemaligen Bischöfe und Fürsten bewundern.
Palais Rohan: 2, Place du Château, 67000 Strasbourg, täglich von 10:00–18:00 Uhr geöffnet (außer dienstags und an bestimmten Feiertagen), Eintritt pro Museum: 6,50 € (Kinder unter 18 Jahren frei)
Gut zu wissen: Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt in alle Straßburger Museen frei. Wenn Sie eine ausgedehnte Museumstour machen möchten, lohnt sich der 1-Tages-Pass (16 €, ermäßigt 8 €) oder der 3-Tages-Pass (20 €, ermäßigt 12 €). Damit können Sie alle Museen und deren Sonderausstellungen besuchen. Fragen Sie an der Museumskasse nach.
Im Westen der Altstadtinsel erstreckt sich, von vier kleinen Kanälen durchzogen, das malerische Viertel La Petit France. Hier, entlang des Wassers und der verwinkelten Kopfsteinpflastergassen, drängen sich dicht an dicht herausgeputzte Fachwerkhäuser und bunte Blumengärten. Kaum vorstellbar, dass es in „Kleinfrankreich“ einst eher düster zuging. Denn das Viertel war unter anderem das Zuhause der Gerber, deren Häute und Felle einen strengen Geruch verbreiteten. Heute ist davon zum Glück nichts mehr zu spüren. Stattdessen schlendern Einheimische und Touristen durch die schmalen Gassen, vorbei an kleinen Läden und gemütlichen Restaurants mit typisch elsässischer Küche. Vor allem an warmen Tagen lohnt es sich, hier und da abzubiegen, um von den zahlreichen Brücken aus die kleinen Ausflugsboote auf dem Wasser zu beobachten.
Zu den schönsten und geschichtsträchtigsten Sehenswürdigkeiten Straßburgs gehören die Ponts Couverts am südwestlichen Ende des Viertels. Hier, wo die kleinen Kanäle wieder in die Ill münden, ragen quadratische Ziegeltürme aus dem Wasser, die durch mehrere Bogenbrücken miteinander verbunden sind. Die „gedeckten Brücken“ sind Überreste der mittelalterlichen Verteidigungsanlagen von La Petite France – und ein besonders schönes Fotomotiv.
Fototipp: Nur wenige Meter entfernt ist der Barrage Vauban, ein aus rosafarbenem Vogesensandstein errichteter Damm auf der Ill, von dessen Aussichtsterrasse Sie einen einmaligen Ausblick auf die Ponts Couverts und Kleinfrankreich mit den Türmen des Straßburger Münsters und der Kirche Saint-Thomas im Hintergrund haben.
Wer tiefer in die elsässische Kultur und Geschichte eintauchen möchte, kann dies im Elsässischen Museum am Quai Saint-Nicolas tun. Nur zwölf Gehminuten von „Kleinfrankreich“ entfernt, direkt am Wasser, verbirgt sich hinter der historischen Fachwerkfassade dreier zusammenhängender Stadthäuser ein liebevoll eingerichtetes Museum. Schmale Treppen und hölzerne Durchgänge verbinden die verschiedenen Ausstellungsräume, darunter originalgetreue Nachbauten des Stùb (Wohnzimmer) eines Wintzenheimer Bauernhofs, einer alten Küche und eines ehemaligen Alchemielabors eines Apothekers.
Musée Alsacien: 23–25 Quai Saint-Nicolas, 67000 Straßburg, geöffnet Montag, Mittwoch bis Freitag von 10:00–13:00 Uhr und 14:00–18:00 Uhr, am Wochenende von 10:00–18:00 Uhr; Eintritt: 7,50 € (Kinder unter 18 Jahre frei)
Spannend und ein bisschen schaurig ist der Abstieg in den Weinkeller „La Cave Historique des Hospice de Strasbourg“ unter dem Straßburger Krankenhaus. Schaurig deshalb, weil in dem 1200 Quadratmeter großen Gewölbekeller zwischen mächtigen Säulen und riesigen Eichenfässern nicht immer nur Wein gelagert wurde. Er wurde 1395 als Lagerraum erbaut, aber im Mittelalter sezierten Ärzte hier auch heimlich Leichen, um die menschliche Anatomie zu erforschen. Das ist lange her. Heute nutzen Elsässer Winzer die Gewölbe, um ihre Weine in den alten Fässern reifen zu lassen. Zwischendrin lagern noch immer wahre Schätze, wie der älteste Weißwein der Welt aus dem Jahr 1472. Ganze drei Mal soll dieser Tropfen bislang serviert worden sein.
Tipp: Bei einer geführten Tour mit Weinprobe können Sie nicht nur herausfinden, wer von dem edlen Tropfen bereits trinken durfte, sondern erfahren noch allerhand weitere humorvolle Anekdoten über diesen spannenden Ort (Voranmeldung erforderlich).
Weinkeller und Geschäft: 1 Pl. de l'Hôpital, 67000 Straßburg, geöffnet montags bis freitags von 8:30–12:00 Uhr und 13:30 bis 17:30 Uhr, samstags von 9:00–12:30 Uhr (sonn- und feiertags geschlossen), Eintritt frei (Audioguide 3 €)
Südöstlich der Grande-Île, auf der anderen Seite der Ill, liegt das Studentenviertel Krutenau. In den kleinen, verwinkelten Straßen und Gässchen des ehemaligen Fischerviertels reihen sich hippe Cafés und alternative Bars aneinander, geben sich kleine Buch- und Kunsthandwerksläden ein Stelldichein. Dazwischen Tischtennisplatten, kleine Galerien, Boutiquen und Street-Art. Viele der mittelalterlichen Fachwerkbauten haben noch eine Geschichte zu erzählen. Besonders gegen Abend füllen sich die gemütlichen Kneipen und Cafés. Direkt auf dem Wasser, an den Uferterrassen des Quai des Pêcheurs – oder wie die Einheimischen sagen: am „La Plage“ (Strand) – liegen drei Flusskähne, auf denen Sie es sich in der Sonne mit einem Getränk auf Liegestühlen bequem machen können.
Tipp: Krutenau ist ein prima Ausgangspunkt, um die Sehenswürdigkeiten Straßburgs zu erkunden. Übernachten Sie zum Beispiel im Boutique-Hotel Cour du Corbeau Strasbourg – MGallery und erleben Sie in der urigen Hotelbar noch mehr vom Flair dieses quirligen Viertels.
Das Europaviertel verdankt seinen Namen den zahlreichen europäischen Institutionen, die hier ihren Sitz haben: das Europäische Parlament, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und der Europarat. Die Architektur des Viertels – moderne Gebäude aus Glas und Stahl – steht ein wenig im Kontrast zu den restlichen Sehenswürdigkeiten Straßburgs. Wer will, darf und ist auch herzlich dazu eingeladen, den Plenartagungen im gläsernen EU-Parlamentsgebäude zu lauschen (Ausweis nicht vergessen!).
Tipp: Mit EUROPA-Quest, einem kostenlosen interaktiven Spiel, können Sie die moderne Architektur des Viertels und die europäische Geschichte auf unterhaltsame Art erkunden. Bei den Stufen, die von der Avenue de l’Europe zum Europapalast führen, finden Sie den QR-Code, um das Spiel zu beginnen.
Unweit des Europaviertels finden Sie die ideale Umgebung, um sich vom vielen Sightseeing in Straßburg zu erholen. In Straßburgs größtem und ältestem Park können Sie am See entspannen, das Treiben auf den Spielplätzen oder im Skaterpark beobachten, in den kleinen Cafés ein Eis essen oder einfach nur den Anblick der jahrhundertealten Bäume und malerischen Alleen genießen. Mit etwas Glück können Sie auch Störche beim Brüten beobachten, denn das Symboltier des Elsass ist seit einigen Jahren wieder im Park heimisch.
Parc de l’Orangerie: Avenue de l'Europe, 67000 Strasbourg, täglich geöffnet von 7:00–20:00 Uhr
Straßburg kennenlernen heißt nicht nur, seine Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, sondern auch die Stadt kulinarisch zu erkunden, am besten dort, wo auch Einheimische essen gehen. Unsere 3 Tipps:
Die Stadt ist überschaubar und insbesondere im Stadtzentrum gibt es gemütliche Unterkünfte. Deswegen lassen sich Straßburg und seine Sehenswürdigkeiten hervorragend zu Fuß erkunden. Aber mit über 600 Kilometern Radwegen ist die Stadt auch bestens geeignet, um die Sightseeing-Tour mit dem Fahrrad zu unternehmen. Oder wie wäre ein Perspektivwechsel? Bei einer Bootstour lernen Sie das Fachwerkviertel, den Palais Rohan oder auch das Europaviertel noch einmal von einer anderen Seite kennen.
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