17 Juli 2025
5 Minuten
Für die einen ungewöhnlich, für die anderen zu deftig, für wieder andere das Beste, was die britische Küche hergibt: das English Breakfast. Doch was macht es so besonders?
17 Juli 2025
5 Minuten
Viele Menschen blicken auf Großbritannien nicht gerade als kulinarisches Paradies. Und doch ist das English Breakfast neben Königshaus, Cricket und Afternoon Tea tief in der britischen Kultur verwurzelt. Wer also ein üppiges und vor allem deftiges Frühstück liebt, dessen Herz wird bei einer Reise über den Ärmelkanal schnell höherschlagen. Vor allem in den Greasy Spoons (traditionelle urige Cafés oder Restaurants, die ein wenig an amerikanische Diners erinnern) duftet es den ganzen Tag nach Eiern, Speck, Würstchen und Bohnen. Das typisch englische Frühstück ist kein Relikt längst vergangener Zeiten, sondern eine vollwertige und beliebte Mahlzeit, die auf den britischen Inseln in verschiedenen Variationen oft auch bis in die Nachmittagsstunden hinein auf die Tische der Gäste wandert. Auf dem europäischen Festland hingegen rümpfen manche schnell die Nase, wenn von der britischen Frühstückstradition die Rede ist. Gerechtfertigt ist das keinesfalls, und ein deftiges Frühstück gehört im Großbritannien-Urlaub nun einmal zum Pflichtprogramm.
„To eat well in England you should have breakfast three times a day.“ (W. Somerset Maugham, 1874–1965)
Wer in England gut essen möchte, sollte dreimal am Tag frühstücken? Zugegeben, was der Dramatiker William Somerset Maugham hier vorschlägt, dürfte viele Reisende und wohl auch Briten schnell in die Knie zwingen, denn ein Full English Breakfast oder auch Fry-up ist eine wahre Kalorienbombe. Wer einmal ein komplettes englisches Frühstück genossen hat, weiß, dass das Sättigungsgefühl bis in die Abendstunden anhalten kann. So üppig fällt die erste Mahlzeit am Tag im Vereinigten Königreich mitunter aus.
Doch was gehört eigentlich zu einem traditionellen englischen bzw. britischen Frühstück dazu? Eine Antwort auf diese Frage findet sich bei der English Breakfast Society. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die britische Frühstückstradition mit viel Leidenschaft zu pflegen, und begeht sogar jedes Jahr am 2. Dezember den English Breakfast Day. Wenn es ganz traditionell sein soll, so heißt es auf der Website der English Breakfast Society, darf Folgendes auf dem Teller nicht fehlen:
Dazu gibt es dann noch goldbraune buttrige Toastscheiben, Marmelade und Brown Sauce, eine typisch britische Würzsauce, die ein klein wenig an Ketchup erinnert. Und natürlich darf der klassische English Breakfast Tea nicht fehlen, eine Schwarzteemischung, die traditionell mit Milch und Zucker getrunken wird. Wenn Sie sich nun jetzt fragen, wo denn die beliebten Hash Browns sind – die sollen traditionellerweise gar nicht zum English Breakfast gehören. Geht es nach der English Breakfast Society, könnte die amerikanische Rösti-Variante auch ganz vom Menü verschwinden und wieder Platz für Bubble and Squeak machen. Früher bestanden diese Patties aus den Essensresten des Vortages, heute werden sie frisch aus Kartoffeln und Kohl zubereitet.
Mit allem Drum und Dran! Ein klassisches britisches Frühstück ist in vielen Hotels Großbritanniens im Übernachtungspreis inbegriffen. Im Fünf-Sterne-Hotel Savoy in London können Sie mit Eiern, geräuchertem Speck, Cumberland-Würstchen, gedünsteten Strauchtomaten, gebackenen Bohnen, Stornoway-Blutwurst und Portobellos oder Champignons herzhaft in den Tag starten.
Und bei diesen muss die English Breakfast Society wohl hier und da ein Auge zudrücken. Obwohl die Gesellschaft den Black Pudding als klassische Zutat listet, landet er deutlich häufiger auf dem Teller, je weiter Sie in England Richtung Norden reisen. Die schottische Frühstücksküche kommt ohne die „Grützwurst“ gleich gar nicht aus – und tischt dazu noch einen zweiten herzhaften „Pudding“ auf, bei dem etwas mehr Mut gefragt ist. Haggis ist eine schottische Spezialität aus Schafsmagen, der mit Herz, Leber und Lunge des Schafes, Zwiebeln und Hafermehl gefüllt wird und frisch angebraten seinen Weg auf den Frühstücksteller findet. Hinzu gesellen sich meist noch Tattie Scones (dicke Pfannkuchen aus Kartoffelpüree und Mehl) und Lorne Sausages (rechteckige Frikadellen). Wie beim English Breakfast wird auch beim Full Scottish Breakfast, wie es in Schottland heißt, großer Wert auf regionale Zutaten gelegt.
Reisen Sie weiter nach Wales, wartet schon die nächste Überraschung auf Sie: Hier macht sich auf dem Teller die Nähe zum Wasser bemerkbar. Neben den üblichen Verdächtigen des englischen Pendants wie Speck, Würstchen und Eiern servieren die Waliser zum Frühstück auch Herzmuscheln (Cockles) und Laverbread. Wobei der Name schnell in die Irre führen kann. Denn Laverbread ist nicht etwa ein Brot, sondern ein dicker Brei aus Seetang von der walisischen Westküste, der gut zehn Stunden gekocht und dann püriert wird. Als Beilage gehört der ungewöhnliche Brei zu einem echten Welsh Breakfast unbedingt dazu.
Wechseln Sie dann noch die Insel, kommt ihnen auf dem Frühstücksteller sicher vieles bekannt vor, nur packen die Iren zum Black Pudding noch einen White Pudding (aus Schweinefleisch, Fett, Brot und Haferflocken) und reichen anstelle von Toast ein Sodabrot. Das nennt sich dann Full Irish Breakfast und ist mindestens genauso lecker.
Auch wenn sich das Vorurteil hartnäckig hält, dass die Briten jeden Morgen ein so deftig-fettiges Frühstück verzehren, entspricht das natürlich nicht ganz der Realität – und die üppige Variante des britischen Frühstücks behalten sich heute viele Briten eher für das Wochenende vor. Stolz auf ihre Frühstückstradition sind sie aber dennoch.
Die Wurzeln des English Breakfast sollen bis ins mittelalterliche England zurückreichen. Damals war es der Adel, der ein reichhaltiges herzhaftes Frühstück auftischte, um seine Gäste zu beeindrucken – und selbstverständlich auch den eigenen Wohlstand zur Schau zu stellen. Was heute auf dem Teller landet, wenn man in Großbritannien ein English Breakfast bestellt, kam erst viele, viele Jahre später.
Nun, da scheiden sich vermutlich die Geister und auch die Geschmäcker. Aber Sie können sich darauf verlassen, dass Sie bei einem Urlaub in Großbritannien auch in den entlegensten Gegenden auf ein Café, einen Pub oder ein Bed & Breakfast stoßen werden, dass ein traditionelles britisches Frühstück auf der Speisekarte stehen hat. Allerdings ist das Frühstücksangebot in Städten wie London, Edinburgh oder Manchester weitaus größer und die Auswahl nicht immer leicht. Wie lecker und urig die britische Frühstückstradition auch dort sein kann, zeigen diese vier Restaurants.
Seit seiner Eröffnung im Jahr 1946 hat sich im Regency Cafe angeblich nichts verändert – und das gilt offenbar auch für das Frühstück, das Sie hier im Retro-Ambiente mit karierten Vorhängen und gelb gekachelten Wänden serviert bekommen. Der kleine Laden, unweit von beliebten Londoner Sehenswürdigkeiten wie Westminster und Buckingham Palace, diente schon mehrfach als Kulisse für BBC-Serien, so urbritisch geht es hier zu. Bestellen müssen Sie das English Breakfast vorne am Tresen, dann können Sie an einem der kleinen Tische mit festen Stuhlreihen Platz nehmen. Da sich hin und wieder Warteschlangen bilden, muss man am Tisch vielleicht zusammenrücken. Kurze Zeit später bekommen Sie klassisch auf einem Teller drapiert knusprigen Speck, Würstchen, Spiegelei, Bohnen, dazu buttrige Toasts und auf Wunsch Hash Browns, Bubble and Squeak oder Black Pudding.
17-19 Regency St, London SW1P 4BY, geöffnet Mo–Fr von 7:00 bis 14:30 Uhr und 16:00 bis 19:15 Uhr, Sa von 7:00 bis 12:00 Uhr
Richtig berühmt für sein English Breakfast ist das Terry’s Cafe in der Nähe der Tower Bridge – für viele Gäste der Inbegriff eines typisch englischen Frühstückscafés. An den Wänden hängen unzählige gerahmte Bilder und Vintage-Geschirr, die Tische sind mit rotkarierten Tischdecken geschmückt. Genau acht Zutaten landen auf Ihrem Teller, wenn Sie im Terry’s ein komplettes englisches Frühstück bestellen: Cumberland-Würstchen, geräucherter Speck, Spiegelei (zubereitet mit Freilandeiern), gebackene Bohnen, Black Pudding, gebratene Tomaten, Champignons und Bubble and Squeak. Alles wird nach Familienrezept frisch vor Ort zubereitet. Nur die Bohnen kommen wie in vielen Londoner Cafés und Restaurants klassisch aus der Dose.
In dem familiengeführten Café wird großer Wert auf lokale Produkte gelegt, die die Besitzer meist auf dem nahe gelegenen Wochenmarkt, dem Borough Market, erstehen. Das wissen auch viele Einheimische zu schätzen, die mit Freunden, Kollegen oder der Familie nach Southwark zum Frühstücken kommen. Dass das Terry’s bei aller Tradition auch mit der Zeit geht, beweist die Tatsache, dass es den britischen Frühstücksklassiker hier auch als vegetarische und vegane Variante gibt.
158 Great Suffolk Street, London SE1 1PE, geöffnet Do–Di von 7:30 bis 15:00 Uhr, Mi von 9:00 bis 17:00 Uhr
The Koffee Pot ist eine wahre Institution in Manchester – und das seit gut 40 Jahren. Unter dem Motto „Serving up hearty no-nonsense breakfast“ bereitet das klassische Frühstückslokal in gemütlicher Atmosphäre eines der besten englischen Frühstücke der Stadt zu – und zwar eines, wie es im Bilderbuch steht mit Würstchen, Speck, Eiern, Bohnen, gerillten Tomaten und Pilzen und natürlich Black Pudding. Und das Beste: Das English Breakfast gibt es hier auch in einer richtig leckeren vegetarischen und veganen Variante.
84-86 Oldham St, Manchester M4 1LE, geöffnet täglich von 9:00 bis 15:00 Uhr
Typisch schottisch, schießt es einen durch den Kopf, wenn man diesen kleinen Familienbetrieb das erste Mal betritt: rechts und links rote Sitzbänke an weißen Holztischen und am hinteren Ende des Lokals ein kleiner Tresen, hinter dem eifrig gebrutzelt und gekocht wird. Viele der ehemaligen Gäste schwören auf den Haggis, der in der Küche zubereitet und in der Big-Breakfast-Variante mit Spiegelei, Lorne Sausage, Black Pudding, Bacon, Baked Beans und Tomaten kombiniert wird. Bringen Sie ruhig ein wenig Zeit mit, denn im Quick & Plenty Cafe mag man es, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern und die Gäste mit der eigenen Ladengeschichte zu unterhalten.
UK, 27 Leven St, Edinburgh EH3 9LH, täglich geöffnet täglich von 9:00 bis 16:00 Uhr
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