16 Januar 2025
5 Minuten
Dass sich beim Umzug am Rosenmontag rund eine Millionen Menschen durch Köln schunkeln, hat nicht nur eine lange Tradition, sondern prägt auch das Lebensgefühl in der Rheinstadt.
16 Januar 2025
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Wenn Giraffen, Clowns und Astronauten durch die Straßen der Kölner Innenstadt ziehen und sich an jeder Ecke zu kölschen Liedern schunkelnd in den Armen liegen, als wäre es das Normalste auf der Welt, dann hat sie längst begonnen, die „Fünfte Jahreszeit“ am Rhein. Jedes Jahr am 11.11. um 11:11 Uhr startet offiziell die Karnevalssaison. Seinen eigentlichen Höhepunkt erreicht das ausgelassene Spektakel jedoch in der Woche vor Aschermittwoch, wenn fantasievoll kostümierte Horden feiernd die Straßen bevölkern und es von den vorbeiziehenden Festwagen Bonbons und Blumen regnet. Der Kölner Karnevalszug am Rosenmontag ist der größte in Deutschland. Mehrere Stunden dauert es, bis „d’r Zoch“, wie die Kölner sagen, an den Zuschauenden vorbeigerollt ist. Und obwohl der Kölner Karneval weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist, kann er für Neulinge äußerst überraschend sein. Wer zum ersten Mal einen Karnevalszug in Köln besucht, für den gilt die Devise: Immer den Jecken hinterher und sich einfach treiben lassen.
Traditionell ruft ein Dreigestirn aus Prinz, Jungfrau und Bauer gemeinsam mit dem amtierenden Bürgermeister im November den Kölner Karneval aus. Es folgen die klassischen Karnevalssitzungen, bei denen sich Büttenredner, Musikkapellen und Tanzgruppen ein Stelldichein geben, bevor an Weiberfastnacht, dem Donnerstag vor Aschermittwoch, dann der berühmte Straßenkarneval beginnt. An diesem Tag übernehmen nicht nur traditionell die Frauen die Macht im Rheinland und schneiden den Männern symbolisch die Krawatten ab. Prinz, Bauer und Jungfrau treten auch die Regentschaft über die Stadt und das närrische Volk an. Sechs Tage lang befindet sich Köln im Ausnahmezustand und die Feiernden tingeln zwischen Straßenumzügen, Maskenbällen und Karnevalspartys hin und her. Es wird geschunkelt und getanzt, gelacht und gesungen, und natürlich „gebützt“, also auf die Wangen geküsst. Beliebter Höhepunkt des Kölner Karnevals ist der Rosenmontagsumzug, der jedes Jahr über eine Millionen Menschen an den Rhein lockt und die ganze Lebensfreude der Domstadt zum Ausdruck bringt.
„Kölle Alaaf!“ Sei es bei Karnevalssitzungen, auf einem Karnevalszug oder einfach zur Begrüßung: Wenn Sie in Köln Karneval feiern, werden Sie immer wieder den Ausdruck „Kölle Alaaf“ hören. Ursprünglich war es ein Trinkspruch. Heute ist es ein Hochruf auf die Stadt und bedeutet so viel wie „Köln über alles“ oder „Nichts geht über Köln“.
Pünktlich um 10 Uhr setzt sich am Rosenmontag der Karnevalszug in Köln in Bewegung. Rund 11.500 Teilnehmende ziehen dann auf bunt geschmückten Wagen und Traktoren vom Chlodwigplatz in der Südstadt quer durch die Kölner Innenstadt, vorbei am Neumarkt, Hohenzollernring, Rathaus und Dom bis zur Mohrenstraße (bald Gregorius-Maurus-Straße). Insgesamt ist der farbenfrohe Kölner Zug achteinhalb Kilometer lang. Rechts und links davon drängen sich ebenso bunt kostümierte Schaulustige und feierwütige Karnevalsfreunde.
Es lohnt sich, am Rosenmontag besonders früh aufzustehen, um einen der begehrten Plätze in der ersten Reihe am Zugweg zu erhaschen, denn an diesem Tag gibt es viel zu sehen. Zahlreiche Kölner Karnevalsgesellschaften präsentieren unter einem gemeinsamen Motto ihre ideenreich gestalteten Wagen, die traditionell aktuelle Geschehnisse aus Politik und Gesellschaft humorvoll aufgreifen. Dazwischen spazieren und marschieren kostümierte Gruppen und Musikkapellen. Gespielt werden typische Kölner Karnevalshymnen. Mitsingen ist Pflicht, selbst wenn man die Texte (noch) nicht beherrscht. Unterwegs werfen die Karnevalisten rund 300 Tonnen „Kamelle“ (Süßigkeiten), 300.000 „Strüßjer“ (Blumensträuße) und zig andere kleine Präsente in die jubelnde und schunkelnde Zuschauermenge. Bringen Sie also eine extra Tasche mit, um von den erhaschten Schätzen etwas mit nach Hause zu nehmen. Mit von der Partie sind auch die Repräsentanten des Kölner Karnevals, das Dreigestirn. Prinz Karneval fährt beim Karnevalszug in Köln am Rosenmontag stets auf dem letzten Wagen mit.
Rund um den Kölner Dom und den Bahnhofsvorplatz kann es am Rosenmontag richtig voll werden. Wenn Sie dem Gedrängel in der Altstadt also ein wenig aus dem Weg gehen wollen, suchen sich am besten ein Plätzchen auf den breiteren Straßen entlang der Zugstrecke, zum Beispiel An der Burgmauer oder in der Magnusstraße in der Nähe des Friesenplatzes. Den besten Blick auf den Karnevalszug in Köln haben Sie aber zweifellos von einer der zahlreichen Tribünen entlang der Route. Toiletten, Speisen und Getränke sind oft inklusive. Allerdings sind die Tickets für den Rosenmontagszug heiß begehrt, und der Vorverkauf beginnt bereits im November.
Dass jedes Jahr am Rosenmontag die Jecken mit einem Karnevalszug durch Köln ziehen, ist tief in der Stadtgeschichte verwurzelt. Die Ursprünge des Kölner Karnevals, auch Fastelovend genannt, also die Zeit vor der Fastenzeit, reichen bis ins Mittelalter zurück. Doch erst im 19. Jahrhundert, als die Stadt unter preußischer Besatzung stand, gründete sich in der Rheinstadt das Festkomitee, das dem wilden und feuchtfröhlichen Treiben auf den Straßen fortan seine organisierte Form gab. Am 10. Februar 1823 folgte dann der erste Rosenmontagszug. Damals zogen die verkleideten Gruppen noch nicht durch die ganze Stadt, sondern immer im Kreis um den Neumarkt. Mit dabei waren aber auch schon damals die Stadtsoldaten der Roten Funken und, natürlich, der Vorgänger des heutigen Prinzen: Held Carneval auf seinem Thron. Heute ist der Karneval nicht nur das Aushängeschild der Stadt, sondern bestimmt in der kalten Jahreszeit den Alltag am Rhein.
Lust auf mehr Karnevalsgeschichte? Im Kölner Karnevalsmuseum erfahren Sie mehr über die lange Geschichte des Straßenspektakels und bekommen einen guten Eindruck vom Lebensgefühl der „kölschen Jecken“. Übrigens erfahren Sie dort auch, wie sich die Karnevalsmusik im Rheinland zu einer eigenen Gattung entwickelt hat.
Maarweg 134/136, 50825 Köln, wegen Umbaumaßnahmen vorübergehend geschlossen
Wenn Sie vom großen Karnevalszug in Köln genug gesehen haben und noch mehr vom ursprünglichen Charme des närrischen Treibens in der Rheinstadt erleben möchten, sollten Sie sich unter die Einheimischen in einer der urigen Kneipen in den umliegenden Gassen mischen. Dort können Sie sich nicht nur aufwärmen, sondern lernen bei einem Kölsch und viel Geschunkel wahrscheinlich auch schneller die typischen Karnevalslieder. Ratsam ist es allerdings, sich schon vorab zu überlegen, wohin die Reise an diesem Tag gehen soll. Hier sind drei Kneipen, in denen Sie besonders authentisch den Kölner Karneval feiern können.
Hoteltipp: Ein idealer Ausgangspunkt, um den großen Karnevalszug in Köln hautnah mitzuerleben und den Kneipenkarneval ausgiebig zu feiern, ist das Pullman Cologne oder das 25hours Hotel Köln The Circle. Von beiden ist es nur ein Katzensprung zu den beliebten Hotspots und Sie sind nah genug am Hotel, um sich zwischendurch kurz zu erholen.
Eine der begehrtesten Karnevalskneipen in Köln ist das Chlodwig Eck in der Südstadt, wo der Karnevalszug in der Regel ganz in der Nähe startet. Seit vielen Jahren wird in der kleinen Traditionskneipe Kölsch getrunken und ausgiebig Fastelovend gefeiert. Stellen Sie sich also darauf ein, dass es hier schnell kuschelig wird.
Annostraße 1–3, 50678 Köln
Funfact: Die Geschichte des Chlodwig Ecks ist eng mit der Kölner Band BAP verbunden, die im Chlodwig Eck ihre ersten musikalischen Gehversuche unternahm und mit „Verdamp lang her“ oder „Aff un zo“ auch einige Lieder beisteuerte, die an Karneval in den Kneipen rauf und runter gespielt werden.
In der alternativen Kneipe mit dem roten Stern, ebenfalls in der Südstadt zu Hause, dröhnen an normalen Tagen Indie und Punkrock aus den Boxen. Doch in der fünften Jahreszeit widmen sich die Betreiber ganz dem kölschen Liedgut. Während des Karnevals ist das Lotta täglich geöffnet und empfängt seine Gäste immer mit eigenem Motto und aufwendiger Dekoration.
Kartäuser Wall 12, 50678 Köln
Auf den Geschmack gekommen? Wie sehr die Betreiber den Kölner Karneval lieben, zeigt sich auch beim Bergfest. Denn das markiert die Halbzeit zwischen Aschermittwoch und dem 11. November. Verkleidet und zu kölschen Hits können Sie hier auch außerhalb der Saison Karneval feiern.
Klassisch und doch angesagt ist die Eckkneipe Zum Goldenen Schuss mitten im Belgischen Viertel, vor allem zur Karnevalssaison. Schunkeln, Spaß haben und das Leben genießen, lautet hier das Motto. Passend dazu gibt es eine Getränkeauswahl, die keine Wünsche offenlässt, sowie Karnevalshits und Partyklassiker am laufenden Band.
Antwerpener Str. 38, 50672 Köln
Insidertipp: Wenn es in einer Kneipe richtig gemütlich ist, lohnt es sich, dort zu bleiben. Denn sobald Sie eine Kneipe verlassen, stehen Sie sehr wahrscheinlich in der nächsten Schlange. Aber auch das kann im Kölner Karneval lustig sein, denn Sie kommen schnell mit den Wartenden ins Gespräch und feiern bei Sitzplatzmangel draußen gemeinsam weiter.
Wenn Sie jetzt denken, dass es in Köln nur am Rosenmontag einen Karnevalszug gibt, dann irren Sie. Denn rund um den Kölner Straßenkarneval sind noch weitere Karnevalszüge einen Besuch wert:
Bevor das jecke Treiben auf den Straßen Kölns am Aschermittwoch ein Ende findet, wird in der letzten Karnevalsnacht traditionell der Nubbel verbrannt. Dabei handelt es sich um eine Strohpuppe, die während des Karnevals über einigen Kneipen und Plätzen der Stadt hängt und die Sünden der Karnevalszeit symbolisiert. Unter viel Gesang und Getöse werden die Puppen am Dienstagabend abgenommen und verbrannt – und damit der Kölner Karneval symbolisch zu Grabe getragen. Bis es in einem halben Jahr wieder heißt: Kölle Alaaf!
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