24 Juli 2024
6 Minuten
Vergnügungsmeile, Erholungsgebiet und kulinarischer Hotspot – der Wiener Prater hat so viel zu bieten. Wir haben die Highlights und ein paar Insider-Tipps für Sie.
24 Juli 2024
6 Minuten
Einmal wieder Kind sein: sich in der Geisterbahn gruseln, auf die Achterbahn trauen und sich mit Zuckerwatte den Mund verkleben. Der perfekte Ort dafür? Für uns ist das der Wiener Prater. Er ist voller Attraktionen, hat aber auch eine überraschend ruhige Seite. Wir kommen immer wieder gerne her: ob für das Riesenrad, eine Runde auf der neuen Achterbahn, Stelze und Bier im Schweizerhaus oder einen gemütlichen Spaziergang auf der Hauptallee. Er ist einfach immer wieder leiwand, der Prater. Und er ist für jeden Spaß zu haben.
Die Geschichte des Wiener Praters reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Zu einem Ort für Freizeit und Unterhaltung wurde er jedoch erst 400 Jahre später, als König Ferdinand I. eine breite Allee aus Kastanienbäumen anlegen ließ und das Gebiet zum Jagdrevier machte. Das gemeine Volk musste draußen bleiben und nutzte daher das Fleckchen Natur davor.
Und genau auf diesem Fleckchen legte das Praterwirtshaus Anfang des 17. Jahrhunderts den Grundstein für das facettenreiche Erholungsgebiet, das der Prater heute ist. 1766 erklärte Kaiser Joseph II. den Prater dann zum Erholungsgebiet für alle Bewohner der Stadt Wien. Auf den Hinweis, dass sich seine kaiserliche Hoheit nun selbst unter das Volk mischen müsse, soll der Regent geantwortet haben:
„Wenn ich stets unter meinesgleichen herumwandeln wollte, dürfte ich nur in der kaiserlichen Gruft spazieren gehen.“
In den folgenden Jahren wurden die Wirtshäuser auf dem Areal mehr. Mit dem riesigen Platz vor dem Prater, dem Praterstern, verbesserte der Kaiser die Verkehrsanbindung des Vergnügungsviertels, und zu den Gaststätten gesellten sich erste Schießbuden, Ringelspiele und Kegelbahnen. Fulminante Feste wurden in den folgenden Jahren im Wiener Prater gefeiert: vom Geburtstag des Kaisers bis zu Volksfesten. Im 19. Jahrhundert hält der Fortschritt Einzug im Prater und die Attraktionen werden nicht nur immer vielfältiger und raffinierter, auch die Weltausstellung regt zu einigen Neuerungen an, darunter Straßen aus Asphalt und Gaslaternen als Beleuchtung.
Kinos, Hochschaubahnen, Praterstadion, Geisterbahnen, Glücksspielautomaten, Computerspiele, immer neue Fahrgeschäfte und die größte Disco Österreichs – der Prater hat sich schon immer mit den Menschen um ihn herum mitentwickelt. Und auch heute will er einfach nicht stillsitzen und ist bei jedem Besuch für eine Überraschung gut.
Ende des 19. Jahrhunderts pachtet Theaterdirektor Gabor Steiner das Areal des Wiener Praters, um einen der ersten Themenparks weltweit zu gestalten: Venedig in Wien. Neben Wasserkanälen lässt er damals auch das Riesenrad bauen – eines der größten seiner Zeit. Die neue Attraktion entpuppt sich als so erfolgreich, dass es entgegen ursprünglichen Plänen und im Gegensatz zum venezianischen Themenpark stehen bleiben darf.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist vom Wiener Riesenrad nicht mehr viel übrig. Doch es wird wieder aufgebaut und geht in den 1950er-Jahren zurück in den Besitz der Erbinnen von Theaterdirektor Steiner. Seitdem ist das Riesenrad in privater Hand.
Gut zu wissen: Das Wiener Riesenrad am Riesenradplatz 1 in 1020 Wien ist das ganze Jahr über meist von 10:00–21:45 Uhr geöffnet (die Öffnungszeiten variieren je nach Jahreszeit), Preis: ab 14 Euro für Erwachsene und 6,50 Euro für Kinder.
Das Wort „Prater“ kommt vom lateinischen „Pratum“, was so viel heißt wie „Wiese“ oder „Weide“. Als solche taucht das Areal des heutigen Wiener Praters Mitte des 12. Jahrhunderts zum ersten Mal in einer Schenkungsurkunde auf. In den folgenden Jahrhunderten wurde aus „Pratum“ dann „Pratter“ – eine Schreibweise, die in Wien recht lange gebräuchlich war, bis das moderne Wort „Prater“ daraus wurde.
Der Wiener Prater selbst umfasst weit mehr als nur den Bereich mit den Fahrgeschäften. Auch die Wirtshäuser, die Prater Hauptallee sowie die gesamte Parkanlage bis zur Galopprennbahn Freudenau gehören dazu. Insgesamt kommt das Areal auf rund sechs Quadratkilometer. Nur ein kleiner Teil davon fällt auf den Volksprater, der auch Wurstelprater genannt wird, also auf den Bereich mit den Fahrgeschäften und Schaustellerbuden.
Namensgeber für den Wurstelprater, an den die meisten heute zuerst denken, wenn sie vom Prater in Wien reden, war der lustige Hanswurst, der in einem der Puppentheater des Vergnügungsareals die Hauptrolle spielte. Nach der Neugestaltung wurde der Name „Wurstelprater“ für die Weltausstellung 1873 in „Volksprater“ geändert. Offiziell ist das der bis heute gültige Name, im Wiener Sprachgebrauch ist aber mit Prater in der Regel der gesamte Vergnügungsbereich gemeint und mit Wurstelprater meinen manche nur den kleinen Bereich im hinteren Areal, in dem noch viele ältere Attraktionen für Kinder erhalten geblieben sind.
Was kostet der Eintritt in den Prater in Wien? Der Eintritt – ob Vergnügungsmeile oder Park – ist an sieben Tagen der Woche und von Januar bis Dezember kostenlos. Als Besucher bezahlen Sie nur für die Attraktionen, die Sie auch nutzen, und natürlich für die Speisen und Getränke, die Sie überall am Gelände kaufen können.
Und wann schließt der Prater? Da es keine Zugangsschranken für das Areal gibt, ist es theoretisch rund um die Uhr geöffnet. Die Schausteller und Gastronomie vor Ort entscheiden jeweils selbst, wann sie auf- und zusperren. In der Hauptsaison von Mitte März bis Ende Oktober hat der Großteil ab ca. 11:00 Uhr bis spät in die Nacht geöffnet. Bei schlechtem Wetter können jedoch manche Attraktionen geschlossen bleiben oder spontan zusperren.
Am Vergnügungsareal des Wiener Praters freuen sich nicht nur Kinder über Ringelspiele und Autoscooter – oder Autodrom, wie die Österreicher sagen. Auch Adrenalinjunkies kommen hier voll auf ihre Kosten. Haben Sie zum Beispiel schon einmal auf einer 25 Meter hohen Schaukel gesessen? „Tornado“ macht es möglich. Noch höher hinaus geht es am Praterturm: Dieses spektakuläre Kettenkarussell ist unglaubliche 117 Meter hoch und war bis 2013 das höchste der Welt. Adrenalin und Nostalgie vereinen sich auch auf der weltweit ältesten Holzrutsche. Der „Toboggan“ steht heute unter Denkmalschutz und verspricht auf einer Höhe von mehr als 100 Metern rasante Rutschpartien auf nostalgisch anmutenden Jutesäcken. Sie sind nicht schwindelfrei? Dann empfehlen wir einen Besuch im Fun House, in der Geisterbahn oder im Spiegelkabinett.
Gut zu wissen: Die Fahrgeschäfte im Volksprater, aka Wurstelprater, kosten im Schnitt zwischen 3 Euro und 6 Euro pro Person.
Das Lied „Rudschduam“ vom Wiener Songwriter Ernst Molden, zusammen mit dem legendären, mittlerweile verstorbenen Willi „Ostbahn Kurti“ Resetarits, ist eine wunderbar stimmungsvolle Hommage an die geheimnisvolle Magie des Praters.
Neben den Fahrgeschäften schauen wir auch immer wieder gerne in einem der Museen im Prater vorbei. Sie sind mindestens so originell wie ihr Schauplatz selbst. Der Klassiker ist das Pratermuseum, in dem sich alles um den Wurstelprater und seine Geschichte dreht. Es befindet sich, vom Praterstern kommend, direkt am Eingang, wo Sie auch über die Zweigstelle des weltberühmten Wachsfigurenkabinetts Madame Tussauds Wien stolpern. Ein Stückchen weiter südlich lässt das Königreich der Eisenbahnen die Herzen von Kindern und von Modelleisenbahn-Fans höherschlagen.
Pratermuseum: Prater 92 (Straße des 1. Mai), 1020 Wien, geöffnet Di–So 11:00–18:00 Uhr, 8 EUR (6 EUR ermäßigt, unter 19 gratis)
Tipp: Das Foyer des Pratermuseums können Sie auch ohne Eintrittskarte betreten. Hier wartet ein tolles Panoramabild vom Prater auf Sie.
Heute wie früher ist der Prater in Wien ein Ort der Unterhaltung. Unzählige Veranstaltungen finden hier Jahr für Jahr statt. Eine der traditionsreichsten unter ihnen ist das Praterfest zum Tag der Arbeit am 1. Mai. Schon seit 1890 zieht es an diesem öffentlichen Feiertag in Österreich Zehntausende Menschen in den Wiener Prater, der mit traditionellem Maibaum und einem Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie lockt. Meist zeigen bei dem Fest auch Polizei, Rettung und Co. in Leistungsschauen ihr Können.
Den Oktober feiert Wien ebenfalls im Prater, und zwar mit seiner Version der Münchner „Wiesn“: der „Kaiser Wiesn“. Wer Lust auf Zeltfest- und Almfeeling in Dirndln und Lederhosen hat, tut also gut daran, seinen Wienbesuch auf Anfang Oktober zu legen. Sogar im Winter wartet der Prater mit einem spannenden Programm auf und öffnet die Tore für ein romantisches Wintermarktdorf. Neben typischen Ständen, wie man sie von traditionellen österreichischen Adventmärkten kennt, sorgt der Christkindlmarkt im Prater mit Gospel, Pop und Soul immer wieder für die passende musikalische Untermalung.
Gut zu wissen: Viele Fahrgeschäfte sperren während des Weihnachtsmarkts trotz niedriger Temperaturen auf.
Hauptallee, Spielplätze, Sportanlagen, Hundeauslaufzone und ganz viel Natur – im grünen Teil ihres Praters verbringen die Wiener gerne ihre Freizeit. Hier spazieren wir gemütlich vom Wurstelprater zur Trabrennbahn, genießen die weitläufigen Wiesen und Wälder und schwingen uns auch mal sportlich aufs Fahrrad oder die Inline-Skates. Die Hauptallee bietet uns dafür über vier Kilometer, auf denen wir neben Läufern und Skatern auch auf Tandem-Radler und den einen oder anderen Wiener Fiaker treffen.
Tipp: Unweit der Hauptallee, direkt neben der ältesten Hochschaubahn des Landes, können Sie sich beim Verleih am Prater 113 ein Tandem oder eine Fahrradrikscha ausleihen, um die Hauptallee auf Rädern zu erkunden. Eine Stunde kostet zwischen 8 und 24 Euro.
Wenn uns nach Nostalgie der Sinn steht, steigen wir auch gerne in die Liliputbahn, die uns zur wunderschönen Trabrennbahn aus dem Jahr 1878 bringt. Die Anlage steht unter Denkmalschutz und ist auch ohne Pferderennen einen Besuch wert.
Was wäre ein Besuch im Wiener Prater ohne Stelze (zu Deutsch: Eisbein) und Bier? Wenn wir es nicht eilig haben und uns schnell was am Würstel-, Zuckerwatte- oder Langos-Stand etwas holen, gehört ein Abstecher in einen der Kultgastgärten im Prater zum Pflichtprogramm. Unsere Favoriten sind der Traditionsbetrieb Schweizerhaus und das biozertifizierte Restaurant namens Luftburg. Eines der besten Schnitzel der Stadt ist auch nicht weit: Das gibt es unserer Meinung nach in der Meierei direkt an der Prater Hauptallee. Das Restaurant befindet sich in einem historischen Pavillon, der für die Weltausstellung 1873 errichtet wurde, und hat eine wunderschöne Terrasse.
Tipp: Das RollercoasterRestaurant am Riesenradplatz 6/Top 1A macht Essen zum Erlebnis. Die Speisen werden über Schienen direkt an den Tisch geschickt. Geöffnet täglich 11:30–22:30 Uh
Wenn Sie den Prater in Wien in all seiner Pracht erleben möchten, empfehlen wir Ihnen, mehr als einen Tag einzuplanen. Denn auch das grüne Areal hinter dem vorderen Vergnügungsviertel ist einen Besuch wert und lässt sich toll mit sportlichen Aktivitäten verbinden. Und falls Sie noch ein Hotel in der Nähe suchen, können wir Ihnen das preiswerte Designhotel ibis Styles empfehlen. Von dort aus sind Sie in wenigen Minuten im Wiener Prater und über den Praterstern per U-Bahn und Co. bestens angebunden.
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