Edinburgh und seine Festivals: So kennen Sie die Stadt noch nicht

Der Festivalkalender der schottischen Hauptstadt ist vollgepackt, ganz besonders im Hochsommer, wenn gleich mehrere große Festivals Edinburgh in eine riesige Freiluftbühne verwandeln. Prestigeträchtig sind die Festlichkeiten allemal, und die Energie in der Stadt ist atemberaubend. Das zieht nicht nur Künstler und Kreative aus allen Ecken der Welt an, sondern auch zahlreiche Besucher, und zwar das ganze Jahr über. Denn Edinburgh hält zu jeder Jahreszeit einige Festivalhighlights bereit. Die Stadt liebt es einfach zu feiern, ganz gleich, ob dabei Kunst, Performance, Theater, Literatur oder Wissenschaft im Mittelpunkt stehen. Aber auch wenn Sie tief in die schottische Kultur eintauchen wollen, lohnt sich ein Besuch. Und mal ehrlich: Nirgendwo sonst lässt sich Festivalflair so schön schnuppern wie in der schottischen Hauptstadt. Also merken Sie sich diese Festivals in Edinburgh für Ihre nächste Schottlandreise vor!

Im Sommer ist Edinburgh im Festivalfieber und befindet sich sozusagen im Ausnahmezustand. Gleich mehrere großartige Festivals richtet die schottische Hauptstadt dann aus, und Sie stoßen an fast jeder Ecke auf eine Bühne oder Performance. Wenn Sie im August nach Edinburgh reisen und durch die kopfsteingepflasterten Gassen spazieren, halten Sie also Ausschau und lassen Sie sich überraschen. Denn es kann durchaus vorkommen, dass Sie plötzlich selbst mitten in einer Vorstellung sind.

Heute gehört es zu den größten Festivals in Edinburgh. Dabei begann die Geschichte des Edinburgh Festival Fringe eher am Rande, „in the fringes“ sozusagen. Als nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 Kulturschaffende das zeitgleich stattfindende Edinburgh International Festival (EIF) ins Leben riefen, luden sie nur wenige etablierte Künstler ein. Acht Theatergruppen, die es nicht ins Programm geschafft hatten, kamen trotzdem in die Stadt und performten „inoffiziell“. Das Konzept setzte sich durch.
 

Im Laufe der Jahrzehnte ist das Festival für Theater, Comedy, Stand-up, Zaubertricks und Kabarett enorm gewachsen. Heute bespielen Künstler, Musiker und Comedians aus aller Welt die Stadt und bilden damit nach wie vor einen Gegenpol zum eher traditionellen Edinburgh International Festival. Viele von ihnen erhoffen sich, dass ihr Auftritt zum Sprungbrett wird. 2013 wurde hier zum Beispiel die Autorin und Hauptdarstellerin der erfolgreichen Serie „Fleabag“, Phoebe Waller-Bridge, entdeckt. Das bedeutet allerdings auch, dass Sie wählen müssen. Denn Edinburgh kommt mittlerweile auf mehr als 50.000 Vorstellungen (insgesamt rund 3.900 Produktionen) an über 300 Veranstaltungsorten, die sich über die gesamte Stadt verteilen. Auf der Royal Mile in der Old Town drängen sich während dieser Zeit viele Menschen, um einen Blick auf die Straßen- und Akrobatikkünstler zu erhaschen. Manchmal führen Sie die Stand-up-Shows oder Performances aber auch an improvisierte oder ungewöhnliche Spielstätten, zum Beispiel in einen Waschsalon, eine alte Kirche oder eine entlegene Gasse.

Gut zu wissen:

• Wann: 3 Wochen im August
• Im Vorfeld des Edinburgh Festivals wird der Fringe-Guide mit dem jährlichen Programm herausgegeben. Oder planen Sie Ihren Festivalbesuch mit der EdFringe App, um nichts zu verpassen.

Wenn Sie die schottische Kultur lieben und erleben möchten, wie Varieté und militärische Präzision zueinanderpassen, dann sollten sich im August einen Abend zu den Tausenden Zuschauern vor dem Edinburgh Castle gesellen. Seit 1950 verwandelt sich die historische Esplanade vor dem stimmungsvoll angeleuchteten Schloss alljährlich in eine Open-Air-Bühne für eines der größten Militärmusikfestivals Schottlands. Beim Royal Edinburgh Military Tattoo, dem großen Zapfenstreich, marschieren Militärkapellen aus aller Welt mit Pauken und Trompeten über den Burghof. Zu den Höhepunkten jedes Jahr zählt der Auftritt „Massed Pipes and Drums“, die mit rund 180 Dudelsackspielern und Trommlern an die im 18. Jahrhundert in Flandern stationierten britischen Soldaten erinnern. Damals sollen Militärkapellen auf den Straßen getrommelt haben, wenn in den Kneipen die letzte Runde anstand.

Anders als in seinen Anfängen ist das Military Tattoo heute nicht mehr allein der Militärmusik gewidmet. Neben Künstlern aus aller Welt, die mitunter actionreiche Darbietungen mitbringen, wirbeln zu traditioneller schottischer Musik die Highland Spring Dancers über den Vorplatz. Am Ende eines jeden Abend spielt der Lone Piper, ein Dudelsackspieler, auf der Burgmauer stehend und in blaues Licht gehüllt ein Klagelied in Gedenken an die Gefallenen, bevor alle gemeinsam das Freundschaftslied „Auld Lang Syne“ anstimmen. Ein Moment, der unter die Haut geht.
 

Gut zu wissen: Tickets: Am besten im Voraus buchen.

Zwar schaut die Welt nicht ganz so gespannt nach Edinburgh wie nach Cannes, wenn sich rund um das Edinburgh Filmhouse im August britische und internationale Filmemacher sämtlicher Genres ein Stelldichein geben. Doch auch beim Edinburgh International Film Festival (EIFF) feiern immer wieder Filme Premiere, die anschließend Menschen rund um den Globus begeistern. Die Chancen stehen außerdem gut, dass Sie dem einen oder anderen Filmstar über den Weg laufen. Anfangs noch auf Dokumentarfilme ausgerichtet, flimmern beim Festival heute auch Spiel-, Kurz- und Animationsfilme mit besonderen Fokus auf junge Filmtalente über die Leinwände der Stadt. Damit Edinburgh mit seinen Festivals im Hochsommer nicht aus allen Nähten platzt, wurde das EIFF zwischenzeitlich vom August in den Juni vorverlegt. Doch in den letzten Jahren richtete die Stadt das prestigeträchtige Filmfest wieder im August aus.
 

Gut zu wissen:

• Wo: u. a. Edinburgh Filmhouse, Cameo, Fountainpark Cineworld, Edinburgh Festival Theatre, Dominion Cinema
• Tickets: ab 10 £

Wenn Sie ein Faible für das geschriebene Wort haben und nach ein wenig Abwechslung von den anderen Kunst- und Theaterfestivals in Edinburgh suchen, machen Sie sich auf den Weg zum Edinburgh Futures Institute am südlichen Ende der Old Town. Dort, hinter den historischen Mauern, stellen im August im Rahmen des Edinburgh International Book Festivals britische und internationale Autoren ihre Romane, Sachbücher und Autobiografien vor. Es wird gelesen, miteinander gelacht und mitunter heftig diskutiert. Die Geschichten, denen Sie lauschen, sind mal rührend und komisch, mal abenteuerlich und visionär. Und das Schönste: Wenn Sie sich selbst im Schreiben probieren möchten, nehmen Sie doch an einem der Schreibworkshops teil – oder stöbern Sie im festivaleigenen Buchshop nach Ihrer nächsten Sommerlektüre.

Für Liebhaber großartiger Geschichten, die es aber etwas familiärer mögen, reisen Sie in der zweiten Oktoberhälfte nach Edinburgh. Dann verwandelt sich die Landschaft um Edinburgh nicht nur in ein rot-gelbes Farbenmeer. Beim Scottish International Storytelling Festival können Sie außerdem Volksmärchen und Legenden aus der ganzen Welt lauschen – oftmals in kleinem Kreise, manchmal an mythischen Orten oder unter freiem Himmel. Erleben Sie hautnah, welche Macht Geschichten und Mythen haben, wenn Sie mit den Erzählern Fabelwesen aufspüren, Seeungeheuern nachjagen oder durch die Antarktis wandern. Ihrer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
 

Gut zu wissen:

• Lesungen in Schottisch, Gälisch und English
• Tickets und Festivalpässe sind online buchbar.

Dass die Schotten gerne ausgelassen feiern, davon können Sie sich an Hogmanay, also Silvester, selbst überzeugen. Allerdings dauern die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel nicht nur einen, sondern gleich drei Tage – zumindest in Edinburgh. Los geht es am 29. Dezember mit der Torchlight Procession, bei der Tausende Menschen von Dudelsack- und Trommelspielern begleitet und mit Fackeln in der Hand durch die Old Town ziehen. Am Silvesterabend füllen sich die alten Gassen mit gut gelaunten Einheimischen und Zugereisten, die auf dem letzten Festival des Jahres gemeinsam das neue Jahr begrüßen wollen. Von kleinen Bühnen und Ständen aus heizen Livebands, DJs und Straßenkünstler der Menschenmenge ein. Mischen Sie sich beim großen Straßenfestival unter die Feiernden und singen Sie gemeinsam mit ihnen um Mitternacht, wenn die Glocken läuten und ein gigantisches Feuerwerk den Himmel über dem Edinburgh Castle zum Leuchten bringt, das berühmte „Auld Lang Sang“.
 

Sie haben noch nicht genug von schottischen Bräuchen? Dann stürzen Sie sich am Neujahrstag beim Loony Dook gemeinsam mit wagemutigen und teils kostümierten Schotten ins eiskalte Wasser des Firth of Forth.
 

Gut zu wissen: Ticketpreise für die einzelnen Events variieren. Planen Sie am besten frühzeitig.

Bevor im Sommer die Festivalsaison wieder an Fahrt aufnimmt, dreht sich im Edinburgher Frühling alles um die Wunder der Wissenschaft und Technologie. Wenn Sie also während Ihres Urlaubs nicht nur die Top-Sehenswürdigkeiten Edinburghs erkunden, sondern auch Ihren Entdeckergeist wecken möchten, planen Sie Ihre Reise im März oder April. Die Edinburgher nutzen die Osterzeit, um zu experimentieren, zu simulieren und zu tüfteln. Das macht auch den Kleinen Spaß, die beim Festival in die Rolle von Wissenschaftlern schlüpfen und Naturphänomene unter die Lupe nehmen. Besuchen Sie Vorträge zu unerklärlichen Entdeckungen oder neuen wissenschaftlichen Errungenschaften, nehmen Sie an Diskussionen zu Zukunftsthemen teil und entdecken Sie Edinburgh aus einer neuen Perspektive. Das Edinburgh Science Festival führt Sie nämlich an zahlreiche Orte, die bei vielen ohnehin auf der Wunschliste für eine Sightseeing-Tour stehen: Edinburgh Zoo, Grassmarket, Nationalmuseum, St Giles‘ Cathedral und Royal Botanic Garden.