13 November 2024
5 Minuten
Weltberühmte Architektur, ein Meer aus Reben und ungebändigte Lebensfreude am Mainufer – genießen Sie die südliche Atmosphäre in Würzburg und feiern Sie die Feste, wie Sie fallen.
13 November 2024
5 Minuten
In den Flussbetten des Schlaraffenlands fließen Milch und Honig. Der Main trägt zwar lediglich Wasser, doch den guten Wein können Sie bei einem Wochenende in Würzburg dennoch im Überfluss genießen – und das in einem wahrlich prächtigen Ambiente: Machthungrige Reichsfürsten und die bauwütigen Grafen von Schönborn haben gemeinsam mit Balthasar Neumann, dem legendären Baumeister des süddeutschen Barock, sowohl die Geschichte als auch die Architektur der Stadt nachhaltig geprägt, von der Festung Marienberg bis zur Residenz. Nicht zu vergessen, die 60 Kirchen und Kapellen.
Würzburg hat an jeder Ecke Überraschendes, Erstaunliches und Wundervolles auf Lager: Hier wurden die Röntgenstrahlen erfunden, Walther von der Vogelweide ist hier begraben, und es gibt prozentual zur Bevölkerung weit mehr Studenten als in Heidelberg oder München. Es ist eine Stadt der Geschichte und Geschichten, die sogar ein Rezept gegen Liebeskummer kennt.
Ein ganzes Wochenende in Würzburg liegt nun vor Ihnen, das Sie in dieser geschichtsträchtigen Perle am Main verbringen. Lassen Sie sich verzaubern!
Einchecken, auspacken – und wo fängt man dann an? Nach einer mitunter anstrengenden Anreise kommt Ihnen etwas Entspannung sicher gut gelegen – und diese ist nur einen Katzensprung von Ihrem zentral gelegenen Mercure Hotel am Mainufer entfernt.
Mit seinen beiden riesigen „Scheren“ können Sie den Alten Kranen gar nicht verfehlen (vielleicht haben Sie ihn sogar schon durchs Fenster Ihres Hotelzimmers gesehen). Dank verschiedener Sitzgelegenheiten und seiner Traumlage am Main ist der barocke Hafenkran ein beliebter Treffpunkt mit Blick auf zahlreiche Würzburger Sehenswürdigkeiten.
Funfact: Damit die großen Doppelausleger seinerzeit überhaupt ihre Arbeit verrichten konnten, mussten sich die Arbeiter an den beiden großen Treträdern im wahrsten Sinne des Wortes abstrampeln.
Gleich nebenan gibt es einen Brauereigasthof mit lauschigem Biergarten. Ein fränkisches Schweineschäufele hat schließlich schon so manche müden Geister wieder zum Leben erweckt.
Ein Spaziergang durch die Weinberge, so erzählt man sich, soll besonders entspannend, ja sogar anregend sein. Das mag einerseits an der grandiosen Aussicht liegen, die man von dort oben genießt. Und ganz sicher auch an der heimeligen Landschaft, die mit ihren sanften Rundungen ein wenig an das Auenland der Hobbits erinnert. Manche lieben auch die vielen kleinen Kapellen, die sie oft unerwartet zwischen den Reben entdecken, und ergreifen die Gelegenheit, ein paar Minuten innezuhalten. Die meisten aber, Sie ahnen es sicher schon, freuen sich ganz besonders auf die kleinen Weinproben, die von verschiedenen Winzern während der öffentlichen Führungen durch die Weinberge angeboten werden.
Der vier Kilometer lange Stein-Wein-Pfad zählt zu den beliebtesten Weinwanderwegen. Er hat die Form einer liegenden Acht und kann je nach persönlicher Kondition leicht abgekürzt werden.
Save the Date: Das nächste „Wein am Stein“-Kultfestival mitten im Reben-Meer vom Weingut Stein findet von 10.–27. Juli 2025 statt. Die heißbegehrten Tickets sind ab Frühjahr 2025 erhältlich.
Ein echtes Kleinod wiederum, auf einer Plattform am Ende des Oberen Steinbergwegs gelegen, ist der denkmalgeschützte Moltkeruh-Pavillon – von den Einheimischen auch einfach nur „Knutschpavillon“ genannt. Unter knorrigen Eichen und von dichten Hecken umgeben können Sie hier den Blick über die Dächer von Würzburg schweifen lassen, während Sie Ihren Picknickkorb plündern und mit regionalem Prosecco anstoßen.
Weithin sichtbar wacht sie über der Stadt, umhüllt von zartem Tüll aus Nebel, wie von Monet gemalt: die Festung Marienberg. Allerdings wurde dieser geschichtsträchtigen Burg eine langwierige Beauty-Kur verordnet:
Achtung Bauarbeiten: Im Laufe der kommenden zehn Jahre wir die Festung saniert – Besichtigungen der Kernburg als auch des Fürstengartens sind bis auf Weiteres leider nicht möglich.
Die gute Nachricht ist: Sie müssen nicht auf alles verzichten. Die Aussichtspunkte sind trotzdem zugänglich, ebenso der Rundgang an den Wallmauern entlang rund um die Burg. Auch Burgführungen finden noch vereinzelt statt. Am besten Sie erkundigen sich jeweils vor Ort nach dem aktuellen Stand der Dinge.
Weinbergwanderungen rund um die Burg ebenso wie der malerische Aufstieg zur Wallfahrtskirche Käppele sind uneingeschränkt möglich.
In den frühen Abendstunden, wenn sich die Sonne dem Horizont zuwendet, füllt sich die Alte Mainbrücke auffällig schnell mit Besuchern und Einheimischen gleichermaßen. An mobilen Stehtischen und in lockerer Atmosphäre kann nun jeder seinen Brückenschoppen – einen Viertelliter Frankenwein – genießen und mit gut gelaunten Menschen den ersten Tag Ihres Wochenendes in Würzburg ausklingen lassen. Dieses charmante Ritual hat eine lange Tradition und findet jeden Abend statt, untermalt von Straßenmusikern und einem berauschenden Sonnenuntergang.
Die autofreie Steinbrücke aus dem 15. Jahrhundert ist mit ihren acht Brückenbögen – beidseitig flankiert von den zwölf fast fünf Meter hohen „Brückenheiligen“ – ein wahrlich monumentales Bauwerk und eine unvergleichliche Kulisse für dieses gesellige Happening.
Würzburg ist nicht Berlin – einmal in der Altstadt angekommen, können Sie die meisten Highlights leicht zu Fuß erreichen und sich dabei einfach treiben lassen. Zumindest die zahlreichen Gotteshäuser sind schwer zu übersehen.
Wer die City lieber mit etwas System erkundet, fängt am besten am Marktplatz an – nicht nur wegen der zentralen Lage, sondern auch, wenn Sie gerade einen kleinen Snack vertragen könnten. Eine „Geknickte mit oder ohne (Senf)“ am ehemaligen Knüpfinger Bratwurststand geht eigentlich immer.
Alternativ können Sie sich im Café Schönborn am Oberen Markt ein zweites Frühstück bestellen (gibt es hier bis 15 Uhr), wahlweise skandinavisch, französisch, mediterran oder bayerisch. Noch besser als das kulinarische Angebot ist aber der Logenplatz hinter den Panoramafenstern oder auf der großen Außenterrasse. Genießen Sie den Blick auf die Marienkapelle – die „Lady in Red“ sehen Sie auf jeder zweiten Ansichtskarte – und natürlich das Haus zum Falken direkt gegenüber. Die Rokoko-Fassade, deren drei geschweifte Giebel an sich schon eine Augenweide sind, erstrahlt in sanftem Gelb wie feine Buttercreme, kunstvoll verziert mit blütenweißen Stuckaturen, als wäre es die Hochzeitstorte eines Kaiserpaares.
Save the Date: Das Falkenhaus beherbergt auch die Tourist Information – hier bekommen Sie unter anderem Tickets für die Würzburger Bachtage vom 21.11.–1.12.2024 und das Mozartfest vom 23.5.–22.6.2025.
Charakteristisch für die Würzburger Altstadt sind auch die sogenannten Bürgerhöfe – darunter der Hintere Gressenhof, heute das „Weinhaus zum Stachel“. Ein romanisches Doppelportal aus der Zeit der Staufer um 1200 ist der älteste noch erhaltene Teil dieses Gebäudes.
Der bewirtschaftete Innenhof, der ebenso wie das ganze Gebäude von einer Patrizierfamilie um 1675 im Stil der Spätrenaissance umgebaut wurde, versetzt Sie im Handumdrehen in eine andere Zeit. Fragen Sie einfach Ihre Fantasie, wer hier wohl früher so alles über die steinerne Balustraden-Treppe nach unten stolzierte. Übrigens: Das Restaurant serviert fränkische Küche, modern interpretiert.
Funfact: Im Jahr 1525 während des Bauernkriegs war der „Gressenwirt“ geheimer Treffpunkt rebellierender Bürger, aufständischer Bauern und deren Anführer: die Reichsritter Götz von Berlichingen und Florian Geyer. War die Luft rein, hing der Morgenstern – der Stachel – aus dem Erkerfenster.
Der barocke Vierröhrenbrunnen – direkt vor dem wunderschönen, um 1180 erbauten Rathaus Grafeneckart gelegen – ist Treffpunkt für die beliebten Nachtwächter-Führungen (natürlich ganz stilecht im Gewand des 19. Jahrhunderts, mit Hellebarde, Dreispitz und Laterne), die bei Ihrem Wochenende in Würzburg nicht fehlen dürfen. Bei dem einstündigen Spaziergang durch die Altstadt bekommen Sie viele spannende Geschichten und Anekdoten zu hören – von Einheimischen in (verständlicher) fränkischer Mundart präsentiert.
In einer Universitätsstadt mit über 40.000 Studenten lässt das Angebot an Bars und Kneipen selbstverständlich keinerlei Wünsche offen. Zu den besten Würzburger Partymeilen gehören die Juliuspromenade in der Altstadt, die Sanderstraße im Stadtteil Peter, auch Sandervorstadt genannt, und die Semmelstraße im Hauger Viertel.
Falls Sie noch Kraftreserven haben und eine Fahrt ins Industriegebiet nicht scheuen, besuchen Sie die Diskothek Airport – 1983 gegründet und seit Jahrzehnten Kult. Zu Zeiten der Loveparade in Berlin war das Airport dort sogar mit einem eigenen Wagen vertreten.
Holen Sie sich die ersten Glücksmomente des Tages in der Bronnbachergasse ab. Genauer gesagt im Café Wunschlos Glücklich. Kuscheln Sie sich in einen Vintagesessel im lauschigen Innenhof und genießen Sie das kreative Flair, während Sie zum Café au Lait lauwarme Waffeln nach Omas Rezept genießen.
Kennt man ein Schloss, kennt man sie alle? Auch wenn Sie sich normalerweise nicht für Palast und Pomp begeistern können, sollten Sie für die Residenz Würzburg unbedingt eine Ausnahme machen. Wirklich! Nicht, weil diese schon seit 1981 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Und, ja, von außen erinnert sie tatsächlich an Versailles. Doch es gibt Dinge im Leben, die muss man einfach gesehen haben, weil man sie für unmöglich hielt:
Erstens: Das weltberühmte Treppenhaus von Balthasar Neumann mit seinem 600 Quadratmeter stützenfrei überwölbtem Raum.
Zweitens: Das größte einteilige Deckenfresko der Welt von Giovanni Battista Tiepolo auf exakt diesem Gewölbe, das die vier Erdteile darstellt.
Funfact: Zu Lebzeiten von Tiepolo wusste man noch nicht, dass ein fünfter Kontinent existierte. Deshalb fehlt der australische Kontinent auf dem Deckenfresko.
Geheimtipp für ein heißes Wochenende in Würzburg: Besichtigen Sie den Staatlichen Hofkeller im unterirdischen Gewölbe der Residenz – neben historischen Schätzen in Form von Weinfässern gigantischen Ausmaßes, gefüllt mit den edelsten Rebensäften, finden Sie zwischen den sechs Meter dicken Mauern eine herrlich kühle Oase vor.
Residenz Würzburg
Walther von der Vogelweide, Lyriker und Minnesänger, war der Superstar des Mittelalters – bekannt für seine Lieder, die von unerfüllter Liebe handeln. Hier im idyllischen Lusamgärtlein, einem ehemaligen Kreuzgang aus dem 12. Jahrhundert, fand er im Jahre 1230 seine ewige Ruhe.
Gut zu wissen: Der Legende zufolge ist Walther von der Vogelweide eine Art „Schutzheiliger“ der Liebenden, der gebrochenen Herzen Beistand leistet. Legt man frische Blumen auf seinen Grabstein nieder, so soll der Liebeskummer vergehen, sobald die Blumen verwelken. Auch Verliebte sollen ihre Bitten an den Minnesänger richten können. Übrigens: Der Minnesänger liebte angeblich Sonnenblumen.
Hätten wir das alle nur etwas früher gewusst. So oder so ist das Lusamgärtlein ein krönender Abschluss für Ihr Wochenende in Würzburg.
„Wenn ich ein zukünftiger Dichter
und gerade mit der Wahl meines Geburtsortes beschäftigt wäre,
dann würde ich die Stadt Würzburg sehr mit in Erwägung ziehen.“
(Hermann Hesse)
Abschiedsschmerz? Dagegen hilft nur eine neue Reise, vielleicht sogar in die Frankenmetropole Nürnberg? Damit Sie der Alltag nicht so schnell wieder einholt, besorgen Sie sich doch bei einem Würzburger Weingut noch eine Kiste fränkischen Bocksbeutel und veranstalten Sie zu Hause ihren eigenen Brückenschoppen. Ihre Nachbarn freuen sich bestimmt!