Kaffeehäuser in Wien: Diese acht Wiener Cafés werden Sie lieben

In den traditionsreichen Wiener Kaffeehäusern steht zwischen runden Marmortischchen und eleganten Thonetstühlen stets die Zeit still – so etwa im Café Central, im Café Hawelka oder im Café Sacher.

„Die Kaffeehäuser sind ein Ort, in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht.“ So lautet eine Begründung der UNESCO, die 2011 die Wiener Kaffeehauskultur zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt hat. Wenn es nach Kaffee und Kuchen duftet, eine Zeitung raschelt, zwei Damen sich angeregt unterhalten und der Herr Ober Richtung Küche grantelt, bleibt in Wien die Zeit stehen. Wiens Kaffeehäuser sind echte Institutionen und gehören in die Donaumetropole wie das Burgtheater, Schloss Schönbrunn, Neujahrskonzert, Schnitzel und natürlich der Schmäh. Wer im Zuge eines Aufenthalts in Wien kein einziges Kaffeehaus besucht hat, war im Grunde gar nicht da. Denn im Café findet das soziale Leben statt. Dort sitzt der Bankdirektor zwischen dem Künstler, dem Taxifahrer und dem Politiker. Auf Thonetstühlen wollen sie bei einer Melange Zeitung lesen, bei einem Mokka Schach spielen, mit einem kleinen Braunen E-Mails checken oder einfach nur den Verlängerten genießen. Wer Pech hat und vom Ober nicht ein einziges Mal angeknurrt wird, muss unbedingt wiederkommen. Hier ein Überblick über die schönsten Kaffeehäuser Wiens.

1. Das Café Central im Herzen der Stadt

Freud, Arthur Schnitzler, Adolf Loos, Stefan Zweig und Peter Altenberg. Letzterer, ein großer Wiener Schriftsteller, habe sich sogar Post und Wäsche ins Café Central schicken lassen, sagt man. Nicht nur Kaffee und Kuchen brillieren dort. Auch die antiken Möbel, Kronleuchter und hohen Decken lassen einen im venezianisch-florentinischen Ambiente herrlich zeitreisen. Übrigens: Leo Trotzki und Alfred Polgar spielten leidenschaftlich gern Schach im Café Central. Geht es um die schönsten Kaffeehäuser in Wien, darf dieses architektonische Heiligtum nie fehlen.

Tipp: Reservieren Sie unbedingt einen Tisch und erkunden Sie vor oder nach Ihrem Besuch des Cafés das Wiener Palaisviertel, das auch das Café Central schmückt. 

Adresse & Öffnungszeiten: 
Ecke Herrengasse/Strauchgasse
1010 Wien
Montag bis Samstag: 8:00–22:00 Uhr
Sonn- und Feiertag: 10:00–22:00 Uhr

2. Das Café Hawelka: Das viel Besungene mit den köstlichen Buchteln

Das kultige Kaffeehaus unweit des Stephansplatzes wurde in den 1930er-Jahren vom berühmten Ehepaar Josefine und Leopold Hawelka eröffnet und avancierte rasch zum Künstlercafé. Größen wie Oskar Werner, Heimito von Doderer, Ernst Fuchs, Friedensreich Hundertwasser und Helmut Qualtinger gaben einander dort die Klinke in die Hand. Legendär im Café Hawelka: Die erstklassig schmeckenden Buchteln sowie der Kaffee aus der eigenen Rösterei. Aber natürlich kann man im „Hawelka“, wie in den meisten Kaffeehäusern Wiens, auch ein Wiener Schnitzel oder ein Gulasch „schnabulieren“. 

Tipp: Lauschen Sie Georg Danzers Song „Jö Schau“, in dem es um einen „Nackerten“ im Café Hawelka geht, und werfen Sie einen Blick in das im Pichler Verlag erschienene Buch „Das Hawelka“.

Adresse & Öffnungszeiten: 
Dorotheergasse 6

1010 Wien
Montag bis Donnerstag: 9:00–00:00 Uhr
Freitag, Samstag: 9:00–1:00 Uhr
Sonntag: 10:00–20:00 Uhr

3. Das mondäne Café Landtmann beim Burgtheater

Das 1873 eröffnete Café Landtmann ist wohl Wiens elegantestes Kaffeehaus. In dieser denkmalgeschützten Institution setzt man bewusst auf Tradition, heißt aber auch die Moderne willkommen. Die einstige Elite der Stadt gab sich hier am Ring bei den Salons der Schriftstellerin Berta Zuckerkandl oft ein Stelldichein – darunter Arthur Schnitzler, Max Reinhardt, Gustav Klimt oder Sigmund Freud, der im „Landtmann“ häufig seine Gedanken zu Papier brachte. Das im Ringstraßenstil erbaute Café ist auch heute noch ein Treffpunkt für Politiker, Schauspieler und Journalisten. Wer noch kein Hotel hat, aber überprüfen möchte, ob das „Landtmann“ tatsächlich erst um Mitternacht sperrt, kann ja zu später Stunde noch im Hotel Am Konzerthaus Vienna – MGallery aufschlagen.

Tipp: Ein Mittagsmenü (Suppe und Hauptspeise) im Landtmann kostet um die 15 Euro. Das Grießkoch mundet dort übrigens absolut fantastisch.

Adresse & Öffnungszeiten: 
Universitätsring 4

1010 Wien
Täglich 7:30–00:00 Uhr

4. Das Café Prückel: Mokka mit Schlagobers im 50er-Ambiente

Das traditionsreiche Café Prückel wurde ursprünglich 1903 von Radrenneuropameister Maxime Lurion eröffnet. Damals hieß das Haus am Stubenring noch Café Lurion, kurz darauf wurde es aber schon vom Namensgeber Wenzel Prückel übernommen. Beliebt und bekannt ist das unter Denkmalschutz stehende Lokal vor allem wegen seiner 1950er-Jahre-Einrichtung, für die der bekannte Wiener Architekt Oswald Haerdtl, der das Café im Jahr 1955 umgestaltete, verantwortlich zeichnete. Bemerkenswert ist mit Sicherheit auch noch die original erhaltene Sonnenjalousie von der Zeit der Gründung des Cafés, in dem „Prückel Creme“, ein kleiner Mokka mit Schlagobers, die Spezialität ist. 

Tipp: Achten Sie auf den hinteren Teil des Cafés, der in den 1980er-Jahren seine originalgetreue Jugendstil-Optik wieder zurückbekam.

Adresse & Öffnungszeiten: 
Stubenring 24
1010 Wien
Montag bis Sonntag: 8:30–22:00 Uhr

5. Das wunderschöne Café Sperl

Wer das „Sperl“ betritt, stößt gleich mal auf einen Tisch mit unzähligen nationalen und internationalen Zeitungen. Im vielleicht schönsten der Kaffeehäuser Wiens, das bereits mehrfach Filmkulisse war („Before Sunrise“ mit Ethan Hawke und Julie Delpy etwa), schmökert es sich einfach hervorragend. Franz Lehár, Alexander Girardi und Joseph Lewinsky, die im 1880 eröffneten Café Sperl häufig zu Gast waren, wussten dies auch schon zu schätzen. Übrigens: Unter 200 europäischen Kaffeehäusern kürte der britische Star-Gastrokritiker Roy Ackerman im Jahr 1988 das „Sperl“ zum „Coffeehouse of the Year“. 

Tipp: Wer die hausgemachte Café-Sperl-Torte mit Milchschokolade, Vanille, Zimt und Mandelmasse oder die erstklassigen Palatschinken ordert, wird kulinarische Erleuchtung finden.

Adresse & Öffnungszeiten: 
Gumpendorfer Straße 11
1060 Wien
Montag bis Samstag: 7:00–22:00
Sonntag: 10:00–20:00 (Juli und August sonntags geschlossen)

6. Das aparte und alternative Café Jelinek

Wer auf der Mariahilfer Straße schon lange Arme von den schweren Einkaufssackerln (sagen Sie niemals „Tüte“ in Wien!) hat, sollte kurz in die Otto-Bauer-Gasse abbiegen und ein Päuschen im „Jelinek“ einlegen. Auf Ringstraßen-Ambiente und imperialen Charme werden Sie hier nicht treffen, auf Authentizität, einen Hauch von Verschrobenheit und massig Gemütlichkeit hingegen definitiv. Erstaunlich eigentlich, wie fein der hausgemachte Gugelhupf vor den vergilbten Wänden und dem eisernen Ofen mundet. Ein weiteres „Jelinek“-Asset: Bis 22 Uhr gibt’s Frühstück, was sogar Hardcore-Langschläfer für übertrieben halten. Und trotzdem sehr lieben!

Tipp: Die Alternative „Vital Frühstück“ offeriert Ihnen für circa 15,50 Euro Tee, Kaffee oder Schokolade mit vier Vollkornbroten samt Ricotta, Schnittlauch, Paradeiser (=Tomaten), einen kleinen Joghurt mit Früchten, Honig und ein Croissant.

Adresse & Öffnungszeiten: 
Otto-Bauer-Gasse 5

1060 Wien
Täglich 9:00–22:00 Uhr

7. Lernen Sie Schönbrunner Deutsch im „Dommayer“

„Ins Wiener Kaffeehaus geht man, wenn man allein sein will, dazu aber Gesellschaft braucht“, meinte einmal der österreichische Schriftsteller und Journalist Alfred Polgar. Und im Café Dommayer nahe dem Schloss Schönbrunn kann man wunderbar in Gesellschaft allein sein. In diesem im Bezirk Hietzing gelegenen Juwel des Biedermeier-Stils, in dem sich Studenten, Künstler und Hofräte tummeln, begegnet einem nicht nur Kulinarik untadeliger Qualität. Nein, im Glücksfall trifft man dort auch auf das herrlich nasale Schönbrunner Deutsch, das der eine oder andere aus den Sisi-Filmen kennt, net woahr?

Tipp: Die Esterhazy-Schnitte hat es in sich! Und unbedingt vorher oder nachher beim Schloss Schönbrunn vorbeischauen. 

Adresse & Öffnungszeiten: 
Dommayergasse 1

1130 Wien
Täglich: 7:30–20:30 Uhr

8. Auf ein süßes Stück Kulturgut ins „Sacher“

Klar, die Sachertorte gehört zu Wien wie das Schnitzel, der Apfelstrudel, der Stephansdom und das Schloss Schönbrunn. Wer eine „Original Sacher-Torte“ kosten möchte, muss dem Café Sacher in der Philharmonikerstraße einen Besuch abstatten. Und wer auch noch das Rezept in Erfahrungen bringen will, kann den Herrn Ober ja danach fragen. Eine zufriedenstellende Antwort wird man von diesem jedoch nicht bekommen, denn nach wie vor ist dieses ein streng gehütetes Geheimnis. Laut Süddeutscher Zeitung ist das einst vom Bäckerlehrling Franz Sacher für Fürst Metternich erfundene Stück wohlschmeckende Kulturgut „weithin als Währung der zwischenmenschlichen Beziehungen auf der ganzen Welt akzeptiert“. Es ist eine starke Währung. 

Tipp: Vielleicht nicht sehr originell, aber ein Muss gleichsam: Bestellen Sie zum Kaffee Ihrer Wahl ein Stück Sachertorte! 

Adresse & Öffnungszeiten: 
Philharmonikerstraße 4

1010 Wien
Montag bis Sonntag: 8:00–24:00 Uhr

Kaffeehaus-Etikette

Gleich vorab: Das Kaffeehaus ist ein Ort zur Entschleunigung, ein Ort zum Verweilen. Sie dürfen so lange bleiben, wie Sie wollen. Also bringen Sie Zeit mit! 

Wie bestelle ich in einem Wiener Kaffeehaus?

Sie outen sich als Zuagraster (Fremder), wenn Sie „einen Kaffee“ bestellen – auf Ihren Wunsch wird womöglich vom Herrn Ober mit „Jo, wos für an?“ geantwortet. Die Auswahl an Kaffeespezialitäten ist vielfältig. Hier ein Paar der gängigsten:

  • Kleiner Schwarzer: Ein Mokka in einer kleinen Schale, kann auch auf Wunsch „kurz“ (mit einem kleinen Extra-Schuss Wasser) serviert werden.
  • Großer Schwarzer: Ein doppelter Kleiner Schwarzer.
  • Kleiner Brauner: Ein Mokka in einer kleinen Schale mit einem Schuss Kaffeeobers (Kaffeesahne).
  • Großer Brauner: Ein doppelter Kleiner Brauner.
  • Ein Verlängerter Schwarzer bzw. Brauner kommt mit einem zusätzlichen Schuss heißes Wasser.
  • Melange: Der Klassiker, ein Mokka, etwas verlängert, mit warmer Milch versetzt und Milchschaumhaube.
  • Kapuziner: Ein doppelter Mokka mit Schlagobers (Schlagsahne).
  • Fiaker: Ein Mokka mit Rum im Glas serviert. (Früher gerne von Fiaker-Kutschen-Fahrern zwischen zwei Fuhren getrunken.)
  • Einspänner: Ein Mokka mit aufgesetztem Schlagobers und zusätzlichem Staubzucker, im Glas serviert.

Egal welche Serviervariation Sie bevorzugen, Ihr Kaffee wird auf einem Silbertablett erscheinen, begleitet von einem Glas Quellwasser frisch aus dem Hochschwabgebiet der Alpen.

Und übrigens, falls Sie noch einen Beweis dafür brauchen, dass die Zeit in Wiens Kaffeehäusern tatsächlich stehengeblieben ist… Manche nehmen keine Karten und akzeptieren nur Bargeld.

Es gibt wohl keine andere Stadt auf der Welt, die mit einer ähnlich leidenschaftlichen Kaffeehauskultur aufwarten kann wie die Donaumetropole im Herzen Europas. Beim Trinken der heißen Muntermacher sind die aufgeweckten Wiener unermüdlich. Sie werden sie bald verstehen.