Schloss Nymphenburg – Lustbarkeiten der Wittelsbacher Sommerresidenz

Prunk und Romantik, Hochbarock und Rokoko, wilde Natur und höfische Lustbarkeiten – die Münchner Sommerresidenz der Wittelsbacher war ein Tempel der Kunst, Kultur und Lebensfreude.

Gewiss, es gibt viele Gründe, in München Urlaub zu machen, seien es die idyllische Bergwelt oder die glitzernden Seen vor den Toren der Stadt, die lauschigen Biergärten oder die vielen Sehenswürdigkeiten der Bayernmetropole. Wer jedoch nur einen Tag zur Verfügung hat und geschichtsträchtige Kunst mit vielfältigen Naturerlebnissen verbinden möchte, kommt um Schloss Nymphenburg nicht herum. Im Münchner Westen, nahe dem Olympiapark gelegen, ist die Wittelsbacher Sommerresidenz prädestiniert für einen romantischen Zwischenstopp in München.

Die Geschichte von Schloss Nymphenburg

Es ist Henriette Adelaide von Savoyen, Gemahlin von Kurfürst Ferdinand Maria, zu verdanken, dass Schloss Nymphenburg zu dem werden konnte, was es heute ist. Mit ihr kam die italienische Lebensfreude an den strengen Münchner Hof, und sie war es auch, die Enrico Zuccalli als neuen Hofbaumeister an den Hof geholt hat.

1662 kam ihr Sohn, der langersehnte Thronfolger Maximilian Emanuel, zur Welt und zur Feier des Tages wollte man ein „Lußthauss“ nach italienischem Vorbild errichten. Der erste Spatenstich erfolgte 1664 nach Plänen von Agostino Barelli. Doch erst mit Enrico Zuccalli, der auch den weltberühmten Kapellplatz rund um die Gnadenkapelle von Altötting geplant hatte, und seinem ständigen Konkurrenten Giovanni Antonio Viscardi hielt der italienische Hochbarock Einzug in München – ein Stil, der das Kurfürstentum für viele Jahrzehnte beherrschte.

Unter Kurfürst Maximilian II. Emanuel erhielt das Gebäude seine heutige Dimension, die dessen Leidenschaft für Kunst und Hunger nach Luxus und Prunk widerspiegelt. Man erzählt sich, sein Leben hätte ausreichend Stoff für Hollywood geliefert, denn es war gezeichnet durch „kühnste Träume und schwerste Niederlagen im ewigen Wechsel“.

Nach 738 Jahren ununterbrochener Herrschaft endete 1918 die Ära der Wittelsbacher. Mit Absetzung des bayerischen Königs entstand der Freistaat Bayern, und Schloss Nymphenburg ging in Staatsbesitz über.

Heute bewohnt Herzog Franz von Bayern als Urenkel von König Ludwig III. einen privaten Trakt des Nymphenburger Schlosses. Als Familienoberhaupt der Wittelsbacher hat er auch jetzt noch vielfältige kulturelle, soziale sowie repräsentative Aufgaben wahrzunehmen.

Schloss Nymphenburg – Oh, du süße Dekadenz!

Wie ein feiner Schleier scheint sich die Mauer zwischen Schloss und Park zu schieben, was der streng gegliederten Architektur eine frühlingshafte Leichtigkeit verleiht. Ideale Voraussetzungen also für eine Sommerresidenz, in der man die Hofetikette nicht mehr so genau zu nehmen pflegte und den Lustbarkeiten der Herrscherklasse Vorrang gewährte. Ausufernde Feste, Theater und Musik, Mail- und Passe-Spielen, Jagdausflüge... Schloss Nymphenburg war ein Ort des reinen Vergnügens, innen wie außen, und gilt heute als barockes Gesamtkunstwerk.

Gut zu wissen: Mit einer Spannweite von 632 Metern entlang der Nord-Süd-Achse ist Schloss Nymphenburg rund 60 Meter breiter als Schloss Versailles. Gönnen Sie sich also ausreichend Zeit, um all die kunstvoll gearbeiteten Details zu entdecken, die gleich mehrere Hofbaumeister während der unterschiedlichen Stilepochen hinterlassen haben.

Der Steinerne Saal

Herzstück von Schloss Nymphenburg ist der sogenannte Steinerne Saal, der sich unter Kurfürst Max III. Joseph zu einem monumentalen Werk des späten höfischen Rokoko in Bayern entwickelte. Die pompöse Dekoration trägt die meisterliche Handschrift von François Cuvilliés d.Ä. und Johann Baptist Zimmermann. Prunkvolle Freitreppen, die einst den standesgemäßen Auftritt sicherstellten, führen direkt in diesen mit Licht durchfluteten Festsaal, der seit seiner Fertigstellung in 1758 nicht mehr verändert wurde.

© Bayerische Schlösserverwaltung, Maria Scherf / Andrea Gruber, München

Schönheitengalerie von König Ludwig I. 

Schönheit war für Ludwig I. ein zentrales Motiv und Motor für sein Handeln. Er fand sie nicht nur in der Baukunst der Griechen (wie sich an den von ihm beauftragten Bauwerken in München unschwer ablesen lässt), sondern auch in der Damenwelt. So beauftragte er seinen Hofmaler Ludwig Stieler, die weibliche Schönheit ausgewählter, meist sehr junger Frauen auf die Leinwand zu übertragen. Zu den berühmtesten Bildnissen der insgesamt 38 Schönheiten gehören „die schöne Münchnerin“ Helene Sedlmayr und „die spanische Tänzerin“ Lola Montez. Die mit stuckierten Supraporten verzierte Galerie in Weiß und Gold befindet sich im südlichen Pavillon.

© Bayerische Schlösserverwaltung, Andrea Gruber

Geburtszimmer von Ludwig II.

Im Grünen Salon, dem Schlafzimmer von Königin Caroline, erblickte Ludwig Otto Friedrich Wilhelm von Wittelsbach am 25. August 1845 das Licht der Welt – noch nicht ahnend, dass er einmal als Märchenkönig von Bayern die ganze Welt verzaubern sollte. Das Bildnis seiner Mutter, Marie von Preußen, können Sie in der Schönheitengalerie bewundern.

  • Schloss Nymphenburg
  • Geöffnet 28. März bis 15. Oktober täglich 9:00–18:00 Uhr, 16. Oktober bis 27. März täglich 10:00–16:00 Uhr
  • Eintritt: ab 8 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: kostenlos 

Verwirklichen Sie Ihren ganz persönlichen romantischen Traum auf Schloss Nymphenburg: Gleich mehrere Säle lassen sich für Hochzeiten und andere Festlichkeiten buchen. Fast nirgends sagt es sich schöner „Ja“!

Märchenpark Nymphenburg

Der Ritter mit dem grünen Daumen

Kennen Sie den Englischen Garten in München? Dann haben Sie bereits eine ungefähre Vorstellung dessen, was Sie im Park zu Schloss Nymphenburg erwartet. Beide Parks wurden nämlich maßgeblich von einem und demselben Künstler erschaffen: Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823). Er war der herausragende Gartenkünstler seiner Zeit und wurde für seine Verdienste vom bayerischen König 1808 in den Ritteradel erhoben.

Etwas Park-Mathematik

Jener Teil des Schlossparks, der sich innerhalb der Parkmauer befindet, hat eine Fläche von rund 180 Hektar und ist damit größer als der Hyde Park in London, der lediglich um die 140 Hektar vorweisen kann. Zählt man das Rondell, den stadtseitigen Kanal und alle Grünflächen westlich der Parkmauer noch hinzu, kommt die gesamte Nymphenburger Parkanlage auf rund 229 Hektar, also etwas mehr als die Hälfte des Englischen Gartens.

Von Sckell vollbrachte auf Schloss Nymphenburg das Kunststück, zwei völlig verschiedene Gartenformen harmonisch miteinander zu verbinden: einerseits der symmetrische französische Barockgarten, der durch Mittel der Kunst veredelt wird, und andererseits der englische Landschaftsgarten, der sich durch das freie Spiel der Natur selbst inszeniert.

„Die Natur drückt sich nur zufällig bildlich aus, die Kunst tut dies mit Vorsatz.“

Friedrich Ludwig von Sckell

Von Sckell ließ Seen und Bäche mit naturgetreu geformten Ufern entstehen, kreierte elegant geschwungene Wege und abwechslungsreiche Landschaftsbilder, in denen die barocken Parkburgen ebenso gut zur Geltung kamen wie der 1865 entstandene Monopteros am großen See. Wenn Sie die Alleen entlangschlendern, vorbei an Fontänen und Wasserspielen, fällt es leicht, sich vorzustellen, wie schon Fürste und Herzöge vor Ihnen dieselben Wege beschritten haben.

Entspannen Sie im Sommer mit einem erfrischenden Eis am Ufer der Seen und Kanäle. Und mit etwas Glück kommen Sie im Winter sogar in den Genuss des Schlittschuhlaufens oder Eisstockschießens auf dem Nymphenburger Schlosskanal!

Viele weitere spannende Details können Sie in der Dauerausstellung im Geranienhaus entdecken.

  • Dauerausstellung „Geschichte, Gestaltung und Pflege des Schlossparks“
  • Historisches Geranienhaus, Schloss Nymphenburg
  • Geöffnet von Anfang April bis Mitte Oktober, täglich 9:00–18:00 Uhr

Dort, wo sich nicht nur Fuchs und Hase „Guten Morgen“ sagen

Kasimir, der berühmteste und meistfotografierte Bewohner des Schlossparks, wohnt in einer knorrigen Linde, gleich neben einer kleinen Brücke. Fragen Sie einfach die Gärtner, falls Sie den hübschen Waldkauz nicht gleich entdecken. Die weitläufige Parklandschaft mit ihren vielen Bäumen, Sträuchern und sogar Seen bietet den unterschiedlichsten Tieren einen reichlich gedeckten Tisch: Rehe, Hasen, Füchse und Marder lassen es sich hier ebenso gut gehen wie die große Schar an Eichhörnchen und unzählige Vogelarten, darunter die schillernd bunten Seidenschwänze und der wunderschöne Eisvogel.

Schon gewusst? Es war Kurfürst Karl Theodor, der den Garten 1792 auch für das Volk zugänglich machte.

Setzen Sie sich auf eine Parkbank, beobachten Sie die Natur und lassen Sie sich von all dem Leben um Sie herum überraschen. Im Frühsommer können Sie den Schwänen bei der Aufzucht der Küken zusehen. Und vielleicht gelingt Ihnen ja sogar ein Schnappschuss, wenn ein Schwarm Gänse auf dem Wasser landet.

Die majestätische Ruhe in der Morgen- oder Abenddämmerung übt eine magische Anziehungskraft aus – auf Spaziergänger, Jogger und Hobbyfotografen ebenso wie auf die Rehe, die unbeschwert über die Lichtung hüpfen. Ein Tag in den Bergen könnte nicht schöner sein. Wer jetzt noch eine Thermoskanne Kaffee in seinem Rucksack hat, wird ganz bestimmt im siebten Himmel schweben.

Noch mehr Natur genießen und beobachten Sie im Botanischen Garten München-Nymphenburg, direkt neben dem Schloss gelegen. Zwischen zwitschernden Vögeln und schillernden Libellen ist der weitläufige Garten besonders zur Blütezeit eine herrliche Kulisse für romantische Spaziergänge zu zweit. Und dank der großen Gewächshäuser und Gliederung in Themenbereiche blüht es hier irgendwo fast immer!

  • Haupttor geöffnet Mai bis September 6:00–21:30 Uhr, April und Oktober 6:00–20:00 Uhr, November bis März 6:00–18:00 Uhr 
  • Alle anderen Parktore werden eine halbe Stunde früher geschlossen.
  • Historische Pumpwerke von Ostern bis Anfang Oktober täglich 10:00–16:00 Uhr
  • Fontänen von Ostern bis Mitte Oktober täglich 10:00–12:00 Uhr und 14:00–16:00 Uhr in Betrieb

Das Ensemble der vier Parkburgen

Pagodenburg – ein Hauptwerk der Chinamode des 18. Jahrhunderts

In diesem kleinen Schlösschen, 1719 von Joseph Effner erbaut, konnten sich Kurfürst Max Emanuel und seine Spielpartner nach ihrem Mail-Spiel ausruhen (das „Jeu de Mail“ war ein Vorläufer des modernen Croquet und Golf). Die exotische Gestaltung der Innenräume verweist auf China und seine Porzellanproduktion, mit ornamentaler und figürlicher Deckenmalerei sowie schwarzgrundiger Lackmalerei.

Badenburg – ein barockes Lustschloss mit luxuriösem Hallenbad

Die ebenfalls von Effner 1722 im Barockstil entworfene Badeanlage orientiert sich an der Bäderkultur Römischer Kaiser und des Islams. Stuckaturen und ein Gewölbefresko schmücken den zweigeschossigen Festsaal, während der ebenso prunkvoll geschmückte Badesaal mit holländischen Kacheln verkleidet ist und über ein Badebecken für 80.000 Liter Wasser verfügt. Das kurfürstliche Appartement mit vier Räumen ist schon wegen der echten chinesischen Papiertapeten sehenswert.

Magdalenenklause – ein romantisches Refugium mit Ruinencharakter

Auch bei der 1728 entstandenen Magdalenenklause war Effner am Werk. Das einer Ruine gleichende Gebäude in Kombination mit dem verwilderten Wäldchen scheint einem Märchen der Gebrüder Grimm entsprungen zu sein. Kein Wunder, dass der Kurfürst hier so gut der Welt entfliehen konnte.

Amalienburg – eine der kostbarsten Schöpfungen des Rokoko

Das elegante Jagd- und Lustschloss von 1739 – ein Geschenk von Kurfürst Karl Albrecht an seine Gemahlin – folgt den Regeln der französischen Hofkunst und begeistert mit pompöser Eleganz. Der beeindruckendste Salon ist der kreisförmige Spiegelsaal mit flacher Kuppel, die wie ein Himmelsgewölbe wirkt. Silber, gebrochenes Weiß und zartes Blau sowie das Spiel mit Fenstern, Spiegeln und reflektierendem Licht vereinen sich hier zu anmutigem Prunk.

Schon gewusst? Entwürfe für Architektur und Dekoration der Amalienburg stammen von keinem Geringeren als François Cuvilliés d.Ä., dem Großmeister des europäischen Rokoko.

  • Parkburgen geöffnet April bis 15. Oktober täglich 9:00–18:00 Uhr, 16. Oktober bis März geschlossen
  • Eintritt: ab 5 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: kostenlos 
© Bayerische Schlösserverwaltung, Konrad Rainer, Salzburg

Veranstaltungen und Aktivitäten

Schlossführungen

Regelmäßige Führungen finden derzeit leider nicht statt. Es gibt jedoch Audioguides in verschiedenen Sprachen sowie für Kinder (gegen Gebühr).
Für die 90-minütigen Themenführungen ist in der Regel keine Reservierung erforderlich. Preis: 3 Euro.

Marstallmuseum mit Museum „Nymphenburger Porzellan“

Bewundern Sie den Rokoko-Krönungswagen von Kaiser Karl VII. und die Prunkfahrzeuge von Märchenkönig Ludwig II. auf einer Reise durch 300 Jahre fürstliche Wagenbaukunst, Fahr- und Reitkultur. Die Sammlung gilt weltweit als eine der bedeutendsten ihrer Art und umfasst über 40 Kutschen und (Renn-)Schlitten, prächtige Geschirre und kostbares Reitzubehör aus dem Besitz der Wittelsbacher.

  • Leibpferde-Stallung in den südlichen Kavaliersgebäuden von Schloss Nymphenburg
  • Geöffnet 28. März bis 15. Oktober täglich 9:00–18:00 Uhr, 16. Oktober bis 27. März täglich 10:00–16:00 Uhr
  • Eintritt: ab 5 Euro

Nymphenburger Sommer

Im Rahmen des alljährlichen sommerlichen Kammermusikfests finden auch dieses Jahr wieder verschiedene, überwiegend klassische Konzerte auf der Nymphenburg statt.

  • Im Juni und Juli auf Schloss Nymphenburg
  • Im Hubertussaal (Orangerietrakt)

Romantische Gondelfahrt auf dem Nymphenburger Kanal

Buchen Sie eine venezianische Gondel und genießen Sie die faszinierende Ausstrahlung von Schloss Nymphenburg und seiner Naturlandschaft während einer Gondelfahrt auf dem Mittelkanal. Im nahegelegenen Biergarten können Sie sich anschließend mit kühlen Getränken erfrischen.

  • Schloss Nymphenburg, Nördliches Schlossrondell
  • Geöffnet bei schönem Wetter von Ende März bis Oktober, Freitag 12:30–18:00 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage 11:00–18:00 Uhr, Montag bis Donnerstag nach Vereinbarung
  • Preis für 30 Minuten: ab 15 Euro (spontane Fahrt mit anderen Fahrgästen)
  • Individuelle Fahrten sowie Gondeln mit Tenor sind direkt beim Gondoliere oder über die Website im Voraus zu vereinbaren.

Anfahrt und Kombi-Ticket Nymphenburger Schlossanlage

  • Schloss Nymphenburg, Eingang 1, 80638 München
  • S-Bahn bis Haltestelle „Laim“, dann Bus bis Haltestelle „Schloss Nymphenburg“
  • U-Bahn bis Haltestelle „Rotkreuzplatz“, dann Tram bis Haltestelle „Schloss Nymphenburg“
  • Geöffnet 28. März bis 15. Oktober, täglich 9:00–18:00 Uhr und 16. Oktober bis 27. März, täglich 10:00–16:00Uhr
  • Eintritt Gesamtkarte Nymphenburg (Schloss, Parkburgen und Marstallmuseum):
    1. April bis Mitte Oktober: ab 15 Euro, Mitte Oktober bis 31. März: ab 12 Euro
    Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren: kostenlos 
  • Weitere Tarife und Ermäßigungen

Kann man nach solch einem Tag voller Romantik und königlichem Luxus einfach wieder zum Tagesprogramm übergehen? Eben. Kombinieren Sie Ihren Ausflug zum Schloss Nymphenburg mit einer Übernachtung im 5-Sterne-Hotel Sofitel Munich Bayerpost im Zentrum von München. Dort werden Sie abends nicht nur mit französischer Gastlichkeit empfangen, sondern auch mit einer himmlischen Massage verwöhnt. Ihr ganz persönliches Lustschloss, sozusagen.