Herrenhäuser Gärten in Hannover: Ein Fest für die Sinne

Die Herrenhäuser Gärten in Hannover sind ein Meisterwerk europäischer Gartenkunst – und bei einer Städtereise in die niedersächsische Landeshauptstadt ein Muss.

Blick durch halb geöffnetes, barockes Goldenes Tor auf das Galeriegebäude in den Herrenhäuser Gärten

Sie sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und zählen zu den schönsten Gartenanlagen in ganz Europa: die Herrenhäuser Gärten in Hannover. Bereits im 17. Jahrhundert wurde hier das barocke Schloss Herrenhausen errichtet. Wenig später entstanden rund herum die Herrenhäuser Gärten. Wie ein Mini-Versailles wirkt heute die rund 135 Hektar große Gartenanlage, in der es im Sommer an allen Ecken und Enden duftet, zwitschert und plätschert. Wer durch die Gärten spaziert, wandelt auf fürstlichen Spuren über weitläufige Alleen und Marmorkies vorbei an bunten Blumenbeeten, geometrisch angelegten Buchsbaumhecken und strahlend weißen Sandsteinskulpturen. Gleich vier Gartenanlagen vereinen die Herrenhäuser Gärten – den Großen Garten, den Berggarten, den Georgengarten und den Welfengarten – und jede einzelne davon ist einen Besuch wert.

Steinchen auf Steinchen: Eine Miniaturversion der Herrenhäuser Gärten Hannover aus Legosteinen gibt es bereits in einem Schaukasten in der hannoverschen Altstadt zu bewundern. Bevor Sie sich also auf den Weg nach Herrenhausen machen, können Sie sich in den Altstadtgassen auf den Besuch im Schlosspark einstimmen.

Herrenhäuser Gärten in Hannover: Sehen und gesehen werden

190 Fußballfelder, heißt es, würden heute in die Herrenhäuser Gärten passen. Dabei fing Mitte des 17. Jahrhunderts alles noch ganz klein an – mit einem Küchengarten, den Herzog Georg von Calenberg 1638 in „Höringehusen“ anlegen ließ, um den hannoverschen Hof zu versorgen. Der Grundstein für das Herzstück der Herrenhäuser Gärten, den Großen Garten, wurde gut vierzig Jahre später unter Kurfürst Ernst August gelegt. Allerdings trägt dieser nicht die Handschrift des Kurfürsten selbst, sondern die seiner Gattin, der Kurfürstin Sophie von der Pfalz. Sie war es, die reihenweise exotische Pflanzen aus den Niederlanden nach Hannover bringen ließ und dem einstigen Lustgarten zusammen mit dem Gärtner Martin Charbonnier und dem Philosophen und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz seine heutige Form und Größe gab. Die Fürstin hatte ihre Jugend in Holland verbracht und sich dort vermutlich von den barocken Gartenanlagen inspirieren lassen.

 

Mit den Herrenhäuser Gärten wollten die hannoverschen Fürsten des Welfenhauses in den folgenden Jahren dann zeigen, was sie zu bieten hatten, und veranstalteten in ihrer Sommerresidenz rauschende Feste und diplomatische Treffen. Vom damaligen Glamour ist noch heute viel zu spüren, und immer wieder werden die Gärten in einem Atemzug mit Versailles genannt. Damit auch Sie ein wenig davon erhaschen, beginnen Sie Ihre Erkundungstour am besten im Großen Garten.

Barocker Großer Garten mit geometrisch angelegten Grünflächen, eingerahmt von weißen Statuen

Funfact: 1966 feierte die Stadt Hannover den 300. Geburtstag des Großen Gartens – allerdings irrtümlicherweise. Die Gartenhistorikerin Heike Palm konnte anhand historischer Quellen Jahre später nachweisen, dass die Stadt mit der Jubiläumsfeier neun Jahre zu früh dran war.

Ein Fest für die Augen: Der Große Garten

In seiner Grundstruktur hat sich der Große Garten seit dem 17. Jahrhundert kaum verändert. Wenn Sie also die weitläufige Anlage durch den Haupteingang betreten und vom Schloss auf den Garten blicken, sehen Sie noch immer das Lebenswerk der Kurfürstin: eine rechteckige Anlage mit strengen geometrischen Formen, umgeben von einer Graft (norddeutsch für Wassergraben). Quadratische Wasserbecken, prachtvolle Beete, kegelförmige Eiben und akkurat geschnittene Buchsbaumhecken – alles ist symmetrisch angeordnet. In der Mitte erhebt sich eine große Glockenfontäne. Viel Fantasie braucht es nicht, um sich vorzustellen, wie hier einst fürstliche Gäste flanierten und die herrschaftlichen Anlagen bestaunten. Bei manch einen weckt der Blick durch das berühmte Goldene Tor auf den Neptunbrunnen und das leuchtend gelbe Galeriegebäude (übrigens ein tolles Fotomotiv!) insgeheim den Wunsch, selbst Schlossherr zu sein.

 

Wenn Sie durch die barocke Gartenanlage spazieren, lassen Sie sich ein wenig treiben. Auch wenn es die strengen Formen nicht gleich vermuten lassen, können Sie hier an jeder Ecke etwas entdecken: einen achteckigen Irrgarten, ein Gartentheater mit 18 goldenen Figuren, Prunkvasen, Kaskaden und Gottheiten, die den Spaziergang zu einer Reise durch die griechische Mythologie werden lassen.

Sprudelnde Glockenfontäne im barocken Großen Garten der Herrenhäuser Gärten in Hannover

Familienpicknick: Im Großen Garten gibt es ausgewiesene Picknickwiesen. Packen Sie also Ihren Picknickkorb und suchen Sie sich ein lauschiges Plätzchen im Grünen, um den Blick auf den königlichen Garten und das bunte Treiben auf den Kieswegen zu genießen.

Bunt und funkelnd: Die Grotte von Niki de Saint Phalle

Vor allem an heißen Tagen drängen sich die Besucher vor der Grotte in der Hoffnung, in ihrem Inneren etwas Abkühlung zu finden. Genau zu diesem Zweck ließ man im 18. Jahrhundert die mit Muscheln, Kristallen und Mineralien verzierte Grotte errichten. Das ist für einen Barockgarten nicht ungewöhnlich, und doch ist die Grotte in den Herrenhäuser Gärten in Hannover etwas Besonderes. Da ihr hübsches Inneres im Laufe der Zeit verlorenging, beauftragte man im Jahr 2002 die Künstlerin Niki de Saint Phalle mit der Neugestaltung. Bekannt für ihre farbenfrohen Nana-Figuren im Pop-Art-Stil entlang des Leine-Ufers schmückte die französisch-schweizerische Künstlerin auch die Räume der Grotte mit bunten Glas- und Spiegelmosaiken – und schuf eine magische Traumlandschaft. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Jean Tinguely war sie Teil der Avantgardebewegung Nouveau Réalisme, die sich gegen die Kommerzialisierung der Kunst wandte. Neugierig geworden? Dann planen Sie doch auch einen Städtetrip nach Basel und tauchen Sie im Tinguely-Museum in ihre Kunst ein.

Zum Träumen schön: Lustwandeln in lauen Sommernächten

Damit nicht genug: Noch magischer wird es in der barocken Gartenanlage in lauen Sommernächten. Dann erstrahlen in der Abenddämmerung die Brunnen, Hecken, Skulpturen und Springbrunnen in buntem Lichterglanz. Bei einem romantischen Spaziergang lustwandeln Sie nicht nur auf den Spuren der fürstlichen Herrscher. Sie werden auch noch von Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ begleitet, die leise aus Lautsprechern entlang der Alleen und Kieswege erklingt.

 

„Der Garten leuchtet“ findet an mehreren Wochenenden zwischen dem 1. Mai und 4. Oktober 2025 statt. Informieren Sie sich am besten vor Ihrem Besuch auf der Webseite über die genauen Termine.

Noch mehr Magie: Zwischen Mai und September können Sie im Großen Garten auch jährlich spektakuläre Feuerwerkshows erleben. Die Architekten dieser farbenfrohen Lichterspiele kommen aus mehreren Ländern und treten in Teams gegeneinander an. Kamera nicht vergessen!

Berggarten: Oh, wie das duftet

Für viele ein Paradies auf Erden ist der Berggarten, der sich nördlich des Großen Gartens erstreckt und mit seinen verschlungenen Wegen und schattigen Plätzchen selbst gestresste Großstädter zum Entschleunigen animiert. Einst auf einer Sanddüne gelegen ist der Berggarten heute einer der ältesten botanischen Gärten Deutschlands. Mehr als 12.000 Pflanzenarten aus aller Welt können Sie in verschiedenen Themengärten, Schauhäusern (mit einer riesigen Orchideensammlung) und Moor-, Prärie- und Graslandschaften bewundern. Um vom Großen Garten dorthin zu gelangen, müssen Sie nur die Herrenhäuser Straße überqueren.

 

Ein Streifzug durch den Berggarten beginnt am Schmuckhof mit seiner Sonnenuhr. Ebenfalls geometrisch angelegt empfängt er Sie, je nach Jahreszeit, mit dem Duft von Zitrusfrüchten und einer wilden Blumenpracht in leuchtenden Farben. Dahlien aus Mexiko, Begonien aus Südamerika, Lakritz-Strohblumen aus Südafrika, Keulenlilien aus Neuseeland – die Vielfalt ist schier überbordend. Vor dem Bibliothekspavillon bilden die Beete bunte Mosaike – ideal für ein farbenfrohes Erinnerungsfoto.

 

Folgen Sie der vierreihigen Allee, an die sich rechts und links gut 300 Jahre alte Linden schmiegen. Nach einer kurzen Weile stoßen Sie in der Mitte des Berggartens zwischen uralten Stieleichen auf das Welfenmausoleum der hannoverschen Fürstenfamilie – ein herausragendes Beispiel klassizistischer Architektur.

Beste Zeit für einen Besuch: Zwischen April und Juni ist das Farbspektakel besonders intensiv, weil dann viele Ecken im Berggarten in voller Blüte stehen.

Wo sich einst das Kanarenhaus befand, entsteht derzeit ein neues, über 1.000 Quadratmeter großes Schauhaus. Nach seiner Fertigstellung, die für Ende 2025 geplant ist, sollen dort wieder kanarische Pflanzen in die Höhe wachsen. Als Highlight können Sie dann im Winter Schmetterlinge und im Sommer Amazonas-Seerosen bewundern – und zwischendurch auf einer kleiner Terrasse unter Palmen verschnaufen.

Schmuckhof mit Bibliotheksgebäude und Blumenpracht im Berggarten der Herrenhäuser Gärten in Hannover

Georgengarten und Welfengarten: Zurück in die Natur

Mit dem Georgengarten hat man im 19. Jahrhundert in direkter Nachbarschaft zum Großen Garten eine weitere grüne Oase geschaffen. Durch den riesigen Landschaftsgarten im englischen Stil zieht sich die zwei Kilometer lange, von alten Linden gesäumte Herrenhäuser Allee, die Sie von der Altstadt kommend direkt zu den Herrenhäuser Gärten führt. Rechts und links der mächtigen Riesen erstreckt sich eine idyllische Wiesen- und Auenlandschaft mit kleinen Seen, romantischen Brücken und einer Halbinsel, auf der der offene Leibniztempel mit seinen zwölf Säulen thront. Namensgeber war der englische Welfenkönig Georg IV.

 

Unweit des Tempels empfängt das Wilhelm-Busch-Museum im Georgenpalais seine Besucher. Vor allem im Sommer treffen sich vor dem Museum und an den umliegenden Teichen oft zahlreiche Studierende und Familien zum Grillen oder Picknicken.

 

Wenn Sie schon einmal da sind, machen Sie auch unbedingt einen Abstecher in den Welfengarten und werfen Sie einen Blick auf das altehrwürdige Gebäude der Leibniz-Universität Hannover. Bei manchen Besuchern weckt das Welfenschloss sicherlich Erinnerungen an die eine oder andere filmische Kulisse.

Geometrisch angelegter, barocker Großen Garten der Herrnhäuser Gärten Hannover aus Vogelperspektive

Alle Jahre wieder: Seit 1986 verwandeln sich die Herrenhäuser Gärten in Hannover jeden Sommer in einen riesigen Schauplatz für Kleinkunst. Dann nämlich feiern die Hannoveraner mehrere Wochen lang auf zahlreichen Bühnen das „Kleine Fest im Großen Garten“.

Wissenswertes für einen Ausflug zu den Herrenhäuser Gärten in Hannover

Wenn Sie zu den Herrenhäuser Gärten nicht zu Fuß spazieren möchten, können Sie vom Hauptbahnhof auch die Stadtbahn nehmen (zehn Minuten Fahrzeit) oder mit dem Auto anreisen. Gebührenpflichtige Parkplätze gibt es vor Ort.

 

Der Große Garten, die Grotte, der Berggarten und die Schauhäuser öffnen ganzjährig um neun Uhr. Die Schließzeiten sind jedoch saisonabhängig (im Winter bis 16:30, im Sommer bis 20 Uhr) – wie auch die Eintrittspreise. Das Kombiticket Großer Garten + Berggarten kostet in der Sommersaison 10 Euro (ermäßigt 8 Euro) und in der Wintersaison 8 Euro (ermäßigt 6 Euro). Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt frei.

 

Für einen Besuch der Herrenhäuser Gärten in Hannover sollten Sie mindestens zwei bis drei Stunden einplanen, um den Großen Garten, den Berggarten und die Schaugewächshäuser in Ruhe erkunden zu können. Wenn Sie auch durch den weitläufigen Georgengarten schlendern oder eine Ausstellung in den Gärten besuchen möchten, können Sie problemlos einen halben Tag oder länger hier verbringen.

Gut zu wissen: Im Jahr 2025 feiert der Große Garten seinen 350. Geburtstag – und dies feiert die Stadt mit einem vielfältigen Rahmenprogramm. Zu diesem Anlass wurde die Orangerie nach langer Zeit wieder als Pflanzenhaus herausgeputzt, sodass Sie zwischen historischem Palmenwagen und exotischen Kübelpflanzen in der Zeit zurückreisen können.

Versorgen Sie Ihren Aufenthalt

Lassen Sie sich von unseren Top-Hotels und Reisethemen inspirieren. Jedes bietet eine einzigartige Perspektive, die Ihnen hilft, auf Ihrer nächsten Reise unvergessliche Erinnerungen zu schaffen.