8 Juli 2024
5 Minuten
Was wäre Amsterdam ohne eine Grachtenfahrt? Auf den Wasserwegen genießen Sie eine einzigartige Perspektive auf die Stadt der Kanäle.
8 Juli 2024
5 Minuten
Immerhin prägen die „Grachten“, wie die Niederländer ihre Kanäle nennen, das Stadtbild wie nirgendwo sonst. Und sie sind weit mehr als bloß Wasserwege: Die Grachten sind aus der Kultur, der Geschichte und der wirtschaftlichen Entwicklung Amsterdams nicht wegzudenken. Nicht umsonst ziehen sie jedes Jahr Millionen von Besuchern in ihren Bann.
Venedig hat seine „Canali“, Hamburg seine „Fleete“ und Amsterdam seine „Grachten“. Was die drei vereint? Sie sind alle urbane Kanalsysteme, die nicht natürlich, sondern von Menschenhand erschaffen wurden.
Wussten Sie, dass „Gracht“ das niederländische Wort für „Kanal“ ist? Demnach gibt es auch in anderen niederländischen und flämischen Städten Grachten.
In der niederländischen Hauptstadt fügen sich die Grachten zu einem verzweigten Netzwerk aus Wasserwegen zusammen. Die drei größten, Herengracht, Prinsengracht und Keizersgracht, bilden konzentrische Bögen, die sich um die Altstadt schlängeln, verbunden durch ein Netz von vielen kleineren Kanälen. Insgesamt hat Amsterdam 165 Grachten mit einer Gesamtlänge von rund 100 Kilometern, überquert von mehr als 1200 Brücken. Das Ganze bildet ein weltweit einzigartiges Beispiel städtebaulicher Architektur.
Die reichen Kaufleute des Goldenen Zeitalters der Niederlande im 17. Jahrhundert erbauten eindrucksvolle Herrenhäuser entlang der großen Grachten, deren elegante Fassaden und Satteldächer den Wohlstand und Einfluss ihrer Besitzer widerspiegelten. Ein Paradebeispiel ist der Abschnitt der „Gouden Bocht“ (Goldenen Biegung) an der Herengracht zwischen Leidsestraat und Vijzelstraat, wo prominente Bürger eine Reihe besonders üppiger Stadtpaläste errichteten – ein lebhaftes Spiegelbild der Blütezeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst in dieser Epoche.
Im 17. Jahrhundert hatte Amsterdam als Handelsstadt einen entscheidenden Vorteil: den Zugang zum Meer. Damit wurde die Stadt zur Drehscheibe des damals blühenden Ostsee-Handels, und nicht nur der Wohlstand nahm zu. Auch die Stadtgrenzen verschoben sich, um der steigenden Zahl von Menschen, die es zum Arbeiten und Wohnen hierherzog, gerecht zu werden. In dieser aufstrebenden Epoche entstanden die ersten Grachten in Amsterdam. Ihre Errichtung hatte damals primär praktische Gründe. Die Wasserwege
Der Kanalbau selbst war ein ehrgeiziges Unterfangen. Per Hand und mit einfachsten Mitteln gruben die Arbeiter die Gräben durch die Stadt. Das Erdreich, das dabei ausgehoben wurde, verwendeten die Stadtplaner meist für die Befestigungen, die sie in manchen Fällen erhöhen mussten, damit das Wasser auch bei hohen Ständen nicht so schnell über die Ufer trat.
Entlang der Grachten entstanden damals viele neue Stadtviertel mit den prächtigen Bürgerhäusern, die bis heute als eindrucksvolle Zeugen des architektonischen Erbes Amsterdams dienen. Auch aus der Kultur der niederländischen Hauptstadt sind die Grachten nicht wegzudenken. Viele Künstler verewigten die Kanäle in ihren Werken, darunter Claude Monet, der 1874 seinen schimmernden, impressionistischen „Kanal in Amsterdam“ malte. Amsterdam ohne seinen Grachtengürtel, der mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört? Heute schlichtweg undenkbar.
Die Kanäle Amsterdams sind wie Geschichten, die durch die Stadt fließen. Einmal Amsterdam vom Wasser aus erkunden – das ist einfach ein Muss für jeden Besucher. Immerhin bieten die Grachten einzigartige Perspektiven auf die niederländische Hauptstadt und ihre Wahrzeichen. Aber eine Grachtenfahrt ist weit mehr als nur eine Geschichtsstunde. Die Grachten sind ein wesentlicher Bestandteil der pulsierenden, lebendigen Atmosphäre des modernen Amsterdams, von den Einheimischen, die auf Hausbooten entlang der Wasserstraßen leben, bis hin zu den lebhaften Cafés, Bars und Geschäften, die ihre Ufer säumen.
Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass es zahlreiche Anbieter gibt: Fast 100 Reedereien sollen es allein in der Hauptstadt sein. Die Auswahl an Grachtenfahrten in Amsterdam ist groß. Um Ihnen einen besseren Überblick zu verschaffen, haben wir eine Liste mit sieben der besten Kanaltouren zusammengestellt – jede mit einem anderen Themenschwerpunkt, mit allen wichtigen Infos.
Wenn Sie das erste Mal in Amsterdam sind und sich schnell einen Eindruck von der Innenstadt verschaffen möchten, ist eine der klassischen Grachtenfahrten eine gute Wahl. Sie führt Sie an fast allen wichtigen Sehenswürdigkeiten von Amsterdam vorbei, vom Anne-Frank-Haus bis zur größten Kirche der Stadt, der Westerkerk, und startet an mehreren Orten in der Stadt. Die Preise sind in der Regel recht moderat.
Für die klassische Grachtenfahrt der Reederei Lovers bezahlen Sie bei Onlinebuchung zum Beispiel um die 15 Euro. Sie starten vom Hauptbahnhof und sind etwa eine Stunde lang unterwegs. Die Fahrt führt Sie auf den drei Hauptgrachten Herengracht, Keizersgracht und Prinsengracht an gotischen Kirchen, prachtvollen Kaufmannshäusern und einigen Museen vorbei.
Grachtenfahrt von Lovers: Abfahrt alle 15–30 Minuten von Prins Hendrikkade 25 (nähe Hauptbahnhof), von 9:00–21:00 Uhr, Dauer: 60 Minuten, Preis: ab 15,50 Euro
Bei Dämmerung ist die Stimmung auf den Grachten ganz besonders. Während das Licht langsam schwindet, gondeln Sie zu passender Musik auf den seitlich sanft beleuchteten Grachten dahin. Im Wasser spiegeln sich die Lichter, und bei jeder Brücke haben Sie das Gefühl, den Kopf ein wenig einziehen zu müssen. Aber keine Sorge: Der Kopf kann oben bleiben, denn die Ausflugsboote sind so konzipiert, dass sie gut unter allen Brücken durchkommen.
Eine abendliche Grachtenfahrt in Amsterdam ist vor allem ein romantisches Erlebnis. Auch hier können Sie mehr über die Grachten erfahren. Aber wer will schon einem Audioguide lauschen, wenn er die tolle Atmosphäre des nächtlichen Amsterdams auf sich wirken lassen kann?
Evening Cruise von Blue Boat: Abfahrt mehrmals täglich von Stadhouderskade 501 (nähe Hard Rock Café), von 18:30–22:00 Uhr, Dauer: 90 Minuten, Preis: ab 20,50 Euro
Die meisten Anbieter servieren an Bord auch kulinarische Genüsse: von Käse und Wein über Pizza und Spezialitäten vom Grill bis hin zum gehobenen Dinner-Erlebnis mit Gänge-Menü und passender Weinbegleitung. Bei Familien sind die Pfannkuchen-Touren besonders beliebt, die allerdings nicht die Grachten, sondern das IJ, Amsterdams Hafen, durchkreuzen. Dabei schlemmen Klein und Groß während der Fahrt so viele Pfannkuchen, oder Poffertjes, wie die Niederländer sie nennen, wie sie wollen. Süß oder pikant? Die Toppings lassen die Wahl. Aber Vorsicht: Bei so viel Genuss dürfen Sie die einmalige Sicht auf Amsterdams moderne Wasserfront nicht verpassen!
Pfannkuchen-Rundfahrt von Pannenkoekenboot Amsterdam: Abfahrt mehrmals täglich von Ms. van Riemsdijkweg, Dauer: 75 Minuten, Preis: ab 24,50 Euro für Erwachsene und ab 19,50 Euro pro Kind (von 3–11 Jahren)
Luxus ist nicht unbedingt das Erste, das einem bei der ersten Betrachtung der Boote auf den Grachten einfällt. Die meisten wirken von außen eher zweckmäßig und aufgrund der niedrigen Brücken recht gedrungen. Die Luxusvariante dieser Boote überrascht daher umso mehr. Das Interieur ist edel, und die Kulinarik kann sich sehen lassen. Zu den klassischen Dinner-Cruises mit mehreren Gängen gibt es auch Rundfahrten zum Lunch oder für Verkostungen von Bier und Wein – alles in allem ein einmaliges Erlebnis.
Luxus-Dinner-Cruise von Amsterdam Boats: Sa–So 18:30 Uhr, Dauer: 3 Stunden, Abfahrt gegenüber Zwanenburgwal 8-40, Preis: ab 120 Euro pro Person, inklusive Aperitif und 3-Gänge-Menü
Ein Volk, das so offen, freundlich und fröhlich wie die Niederländer ist, lässt es sich natürlich nicht nehmen, seine Grachten zum Party-Hotspot zu machen. Ob BBQ oder Open Bar – Spaß ist auf den offenen Booten, die man auch für ganze Gruppen mieten kann, garantiert. Während Sie sich eine Flasche Bier oder ein Glas Wein gönnen (in Maßen natürlich), lassen Sie dabei entspannt die Sehenswürdigkeiten an sich vorbeiziehen. Ihr Skipper unterhält Sie mit witzigen Anekdoten und spannenden Infos zu Wahrzeichen wie der Skinny-Brücke oder dem Eremitage-Museum.
Grachtenfahrt mit Open Bar von Flagship: Abfahrt täglich um 11:45 Uhr von Prinsengracht 263 (im Sommer auch mehrmals täglich), Preis: ab 25 Euro
Für alle, die gerne flexibel bleiben: In Amsterdam gibt es nicht nur „Hop on Hop off“-Busse, sondern auch -Boote, mit denen Sie die Attraktionen, die Sie sehen möchten, nach Belieben ansteuern können. Besichtigen Sie zum Beispiel zuerst das Anne-Frank-Haus und lassen Sie sich danach von einem der roten „Hop on Hop off“-Boote zum Rijksmuseum bringen. Anschließend machen Sie einen Zwischenstopp im jüdischen Kulturviertel, bevor Sie den Tag bei einer weiteren Bootsfahrt mit einem Glas Wein gemütlich ausklingen lassen.
„Hop on Hop off“-Boote von Lovers: Tickets für 24 oder 48 Stunden sind ab 27,50 Euro bzw. 35 Euro erhältlich. Den aktuellen Fahrplan gibt es über die City Sightseeing Amsterdam App.
Besonders einzigartig ist eine private Grachtenfahrt in Amsterdam mit eigenem Bootskapitän. Bei den meisten Reedereien können Sie auch ein ganzes Boot mieten, um sich individuell durch die Grachtenstadt schippern zu lassen. Ab 250 Euro pro Stunde buchen Sie zum Beispiel ein privates Tourenpaket bei Boat Boys.
Tipp: Sie sind schnell ausverkauft, aber wer rechtzeitig dran ist, ergattert vielleicht noch ein privates Boot für eine Grachtenfahrt während des Amsterdamer Lichterfestes – ein Schauspiel, das vom Wasser aus noch eindrucksvoller ist.
Die Kosten für eine Grachtenfahrt hängen von mehreren Faktoren ab, darunter:
Günstige Tickets für Grachtenfahrten bekommt man schon ab 15 Euro pro Person, während private Grachtenfahrten mehrere Hundert Euro kosten können. Die Spanne ist also groß.
Wer Alternativen zu den klassischen Ausflugs- und Erlebnisbooten sucht, hat in Amsterdam gleich mehrere Möglichkeiten. Sportliche steigen auf ein Stand-up-Paddle-Board oder treten auf einem Tretboot in die Pedale. Selbst Kanus können Sie mieten, um damit die Grachten zu erkunden.
Auch eine tolle Alternative zum Boot sind Fahrräder. Das in Amsterdam so beliebte Transportmittel können Sie sich bequem ausleihen (auch viele Hotels in Amsterdam stellen Bikes zur Verfügung), um damit das Grachtenlabyrinth der Stadt zu umrunden.
Unser Insider-Tipp für Musikliebhaber: Das jährliche Grachtenfestival verwandelt Ende August traditionelle und außergewöhnliche Locations in der ganzen Stadt in Musikbühnen – darunter natürlich auch die Grachten.
Wie auch immer Sie beschließen, die Grachten in Amsterdam zu erkunden – ob klassische Bootstour oder per Fahrrad am Ufer – die Wasserwege aus dem 17. Jahrhundert bieten unzählige malerische Fotospots und führen Sie an beliebten Sehenswürdigkeiten und markanten Bauwerken vorbei. Erlebnisse bieten die Grachten in Hülle und Fülle, sodass jeder in dem vielfältigen Angebot etwas Passendes findet.
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