8 November 2024
5 Minuten
Vom Lavendelmeer in Valensole bis zu den verstreuten Feldern um Sault – eine Reise in die Provence zur Lavendelblüte ist ein Fest für die Augen und Balsam für die Seele.
8 November 2024
5 Minuten
Zwischen Mittelmeer, Rhônetal und der italienischen Grenze erstreckt sich eine der schönsten Regionen Europas: die Provence. Mit ihren üppigen Landschaften, alten Steinhäusern, bunten Märkten und tiefen Tälern ist sie begehrt wie kaum eine andere Region Frankreichs – ganz besonders im Juni und Juli, wenn sich die zartblauen und violetten Blüten des Lavendels öffnen und die endlosen Lavendelfelder der Provence in ein Farbenmeer tauchen. Unter dem Gesang der Zikaden oder dem Summen der Bienen schlendern Besucher dann andächtig durch die Sträucherreihen und spielen mit dem Licht und der Sonne, um den besonderen Zauber des Lavendels einzufangen. Für viele ist der Lavendel geradezu das Symbol der Provence. Bilder von langen Reihen violettblauer Streifen, die Bauernhöfe oder ganze Dörfer umarmen, zieren zahlreiche Reiseführer, und wer an die Provence denkt, denkt meist auch an ein Lavendelfeld.
Wenn im Sommer der Lavendel in voller Blüte steht und ganze Landstriche in strahlend violett-blaue Blumenmeere verwandelt, weht ein einzigartiger Duft durch die Region im Südosten Frankreichs. Ein Blick auf die Lavendelfelder der Provence ist magisch. Nicht umsonst bezeichnete der französische Schriftsteller Jean Giono den Lavendel einst als die Seele der Provence. Und wer einmal dort war, weiß, dass die Sehnsucht nach einer Rückkehr groß sein kann.
Im Herzen des Albion-Plateaus, auf über 700 Metern Höhe, ruht auf einem Felsvorsprung das charmante Bergdorf Sault, mit Blick ins Tal und auf den kalkweißen Gipfel des Mont Ventoux, der alljährlich im Juli Schauplatz der Tour de France ist. Doch nicht nur das vorbeirauschende Peloton lockt während dieser Zeit viele Schaulustige in die Vaucluse-Region. Sault mit seinen verwinkelten Gassen, dem idyllischen Marktplatz und der sehenswerten kleinen Kirche ist umgeben von einem riesigen, mit Lavendel bepflanzten Waldplateau. Wie duftende lilafarbene Teppiche legen sich im Sommer in diesem besonders schönen Teil der Provence die Lavendelfelder über die Landschaft. Dazwischen leuchten immer wieder goldene Getreidefelder. Jeden Mittwoch verwandeln sich der kleine Marktplatz und die umliegenden Gassen in einen provenzalischen Markt, wie er im Bilderbuch steht: frischer Ziegenkäse vom Bauern, Olivenöl und natürlich Lavendel, getrocknet, als Honig, als Öl oder in Macarons, begleitet von entspannter Livemusik. Und wer sich zwischendurch stärken möchte: In der familiengeführten Crêperie La Moisson, direkt neben der Dorfkirche, werden köstliche Crêpes mit Lavendeleis serviert.
Gut zu wissen:
Tipp: Jedes Jahr am 15. August feiert das ganze Dorf die lilablaue Pflanze. Bei der Fête de la Lavande ziehen nicht nur blumengeschmückte Kutschen und Folkloregruppen durch Sault. Auf der Pferderennbahn Deffends finden auch die Meisterschaft im Lavendelschneiden (mit Sichel!) statt.
In einer sanften Talmulde, abseits des Dorfes Gordes, möchte man meinen, die Zeit gönne sich eine Ruhepause. Umgeben von farbenprächtigen Lavendelfeldern, leben hinter den sonnengewärmten Mauern der Abtei Notre-Dame de Sénanque die Mönche im Rhythmus ihrer Gebete und der beliebten Aromapflanze. Zwischen Morgengebet und Sonnenuntergang bauen sie Lavendel an, produzieren Honig und empfangen Touristen und Pilger aus aller Welt. Denn das Zisterzienserkloster ist auch eines der bekanntesten Fotomotive zur Lavendelblüte in der Provence. Während der Wind den süßen Duft der Lavendelblüten durch das Tal trägt, bilden die grauen Klostermauern einen wunderbaren Kontrast zu dem blauen Himmel, den grünen Wäldern und dem leuchtenden Violett der Lavendelfelder. Und von diesem Anblick möchte jeder ein Foto mit nach Hause nehmen. Am besten besuchen Sie das Kloster frühmorgens, bevor die Besucherschwärme die kleinen Wege rund um die Lavendelfelder bevölkern.
Gut zu wissen:
Am Rande des Luberon drängen sich dicht an dicht die Natursteinhäuser von Saignon an die ockerfarbenen Felsen. Trotz der imposanten Kulisse geht es in dem kleinen Bergdorf recht beschaulich zu. Die meisten Reisenden zieht es nach wie vor eher nach Bonnieux oder Loumarin. Sehr zur Freude derer, die auf ihrer Tour zu den schönsten Lavendelfeldern der Provence hier Station machen. Denn Saignon, das sind bewachsene Fassaden, schlafende Katzen auf den Bürgersteigen und ein gemütlicher Dorfplatz mit Springbrunnen, an dem die Menschen in der Sonne sitzen und genüsslich Kaffee trinken. Doch im Sommer findet das eigentliche Spektakel noch vor den Dorfmauern statt: Schon unweit des Ortseingangs begrüßt ein blühendes Lavendelfeld die Besuchenden. Ein kleiner Bummel durch die engen Gassen und über die schmalen Treppen hinauf zum Bellevue-Felsen offenbart dann die eigentliche Pracht: ein einmaliger Panoramablick über den Luberon bis zum Mont Ventoux und dazwischen lilablaue Lavendelfelder, Sonnenblumen und Weinberge, so weit das Auge reicht. Besonders schön ist dieser Anblick am Abend, wenn die Sonne langsam untergeht und die pittoreske Szenerie in ein romantisches Licht taucht.
Gut zu wissen:
Tipp: Vaucluse wird von mehreren Lavendelstraßen (Routes de la Lavande) durchzogen, die teilweise auch bis zum Hochplateau von Valensole führen, wo sich die Lavendelfelder wie ein Meer vor einem ausbreiten. Eine Übernachtung in Vaucluse lohnt sich also, um in Ruhe die Lavendelfelder der Provence zu entdecken.
Zur Lavendelblüte sind Sie auf der Hochebene Valensole selten allein. Denn rund um das gleichnamige Dorf erstrecken sich die größten Lavendelfelder der Provence. So zieren nicht nur violette Blütenmeere und verstreute, einsame Bauernhöfe die romantische Kulisse. Immer wieder stehen scheinbar verlassene Autos am Straßenrand, weil ihre Besitzer gerade eifrig damit beschäftigt sind, die leuchtenden Lavendelfelder auf einem Erinnerungsfoto festzuhalten. Durch die leichten Erhebungen und sanften Hügel der Hochebene entsteht der Eindruck, die Lavendelfelder würden bis in den Himmel reichen. Um die lilablauen Blüten schwirren eifrige Bienen, die mit lautem Summen Pollen und Nektar sammeln. In Valensole wird vor allem Lavandin, eine Hybridsorte, angebaut. Der Lavendelhonig aus der Region gilt als echte Spezialität. Wer von dem Anblick und dem Duft nicht genug bekommen kann, sollte sich mit dem Fahrrad auf Erkundungstour begeben.
Gut zu wissen:
Obwohl der Lavendel schon in der Antike von den Römern in die Region gebracht wurde, entwickelte er sich erst im 18. und 19. Jahrhundert zu einem richtigen Geschäft, als die Parfümindustrie in der Gemeinde Grasse immer mehr nach dem „blauen Gold“ verlangte. Damals wurde der wilde Lavendel vor allem an den Berghängen des Luberon gesammelt. Heute bauen nur noch wenige Lavendelbauern den echten und kostbareren Lavendel an, der vor allem in den Bergregionen wächst. Auch wenn immer von den „Lavendelfeldern der Provence“ die Rede ist, handelt es sich meist um den wesentlich ertragreicheren Hybrid Lavandin, wie er auf dem Plateau de Valensole angebaut wird. Der Schönheit der Lavendelfelder tut dies jedoch keinen Abbruch.
Tipp: Unweit von Avignon, im Örtchen Coustellet, können Sie zum Lavendelkenner werden. Dort widmet sich das Lavendelmuseum der Geschichte, dem Anbau und der Verwendung dieser typisch provenzalischen Pflanze.
Musée de la Lavande: 276 Route de Gordes, 84220 Coustellet, täglich geöffnet; Tickets über die Website buchbar
Wer zur Lavendelblüte in die Provence reisen möchte, der braucht vor allem zwei Dinge: eine gute Planung und ein bisschen Glück. Normalerweise entfalten die Lavendelfelder in der Provence ihre volle Pracht zwischen Mitte Juni und August. Je nachdem, wo Sie in der Provence unterwegs sind, blühen die Felder mal früher, mal später. Oft entscheidet sich das im Frühjahr. Denn wenn es zeitig in der Provence warm wird, fängt auch der Lavendel früher an zu blühen. Beachten Sie bei Ihrer Reiseplanung aber auch, dass einige Bauern schon Mitte oder Ende Juli mit der Ernte beginnen. Informieren Sie sich am besten vorab bei den Fremdenverkehrsämtern der jeweiligen Region. Dort erhalten Sie in der Regel auch Karten, die Ihnen zeigen, wann und wo der Lavendel gerade blüht – und verbunden mit einer der Routen der Routes de la Lavande können Sie dann die Regionen nach Blütezeit abfahren.
In der Provence zeigt sich der Lavendel aber nicht nur auf den violett leuchtenden Feldern von seiner schönsten Seite, sondern auch in einer Fülle von handgefertigten Produkten. Vor allem auf den urigen Wochenmärkten in den kleinen Bergdörfern im Luberon oder auf den zahlreichen Lavendelfesten in der Region können Sie nicht nur gemütlich bummeln und tief in die provenzalische Lebensart eintauchen, sondern auch handgemachte Seifen, ätherische Öle und kleine Lavendelsäckchen kaufen, um den Urlaubsduft als Erinnerung nach Hause zu holen. Wie Lavendel schmeckt, zeigt sich auch in den kleinen Restaurants, Cafés und Bäckereien um die Märkte herum. Lavendeleis ist fast schon ein Klassiker. Doch mit etwas Glück kommen Sie auch in den Genuss von Lavendelnougat, Lavendelbaguette oder Lavendelkuchen.
Gut zu wissen:
Einen besonders schönen Blick auf die Lavendelfelder in der Provence haben Sie übrigens von einem Heißluftballon aus. Da stört es auch nicht, wenn sich andere Besucher auf den Feldwegen oder am Straßenrand tummeln. Der Blick von oben gehört ganz Ihnen.
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